Chief Propaganda Officer
1932, kurz vor dem Machtantritt der Nazis. Die Zeiten sind hart, kriegshetzerische Stimmen werden immer lauter, die Nazis sind überall auf dem Vormarsch. Paul, ein zwölfjähriger Junge, findet beim Zeitungsaustragen eine Leiche: Jemand hat den Schiemann von der Antifa ermordet! Zusammen mit seinen Freunden Jack, Gerda, Rosel, Fanny und Falkenauge macht er sich auf die Jagd nach dem Mörder. Ihr einziger Hinweis ist eine Zeitung mit einem Stiefelabdruck, einem Stiefel mit Nägeln, wie sie zumeist von Nazis getragen werden. Sie prägen sich den Abdruck ein und suchen in der ganzen Gegend nach diesem einen Stiefel, denn wenn sie den finden, finden sie auch den Mörder ... Hier taucht man ganz tief in eine sehr dunkle Zeit ein und bekommt aus Sicht von Kindern die volle Breitseite dessen, was es bedeutet, zu den armen Arbeiterschichten zu gehören. Dennoch lassen sich diese sechs Freunde nicht unterkriegen, im Gegenteil. Auf clevere und mutige Art und Weise trotzen sie nicht nur gehässigen, wohlhabenden Klassenkameraden, sondern tragen ihr Herz auch auf dem rechten Fleck und wollen einen Mörder, der von der Polizei höchstens halbherzig verfolgt wird, das Handwerk legen. Etwas ungewohnt und seltsam erscheinen solche Worte wie "Genosse", wenn es von den Kindern verwendet wird; auch die Sache mit den Pionieren kannte ich bisher nur aus DDR-Literatur. Dennoch gehörte es einfach zur damaligen Zeit. Das Einzige, was mich wirklich etwas gestört hat, war die Logik - ich glaube, nicht einmal in der damaligen Zeit ohne DNA-Spuren würde man jemanden als Mörder anklagen, nur weil man seinen Stiefelabdruck neben einer Leiche gefunden hätte, aber gut. Richtig erschütternd fand ich, was im Epilog darüber erzählt wurde, was aus den sechs Freunden wurde - nur drei von ihnen überlebten diese grausame Zeit. Jedenfalls fände ich es gut, dieses Buch als Schullektüre einzuführen.