Susanne Matiaschek
"Das Schneemädchen “ von Rene Denfeld ist kein Buch, das man so mal eben nebenbei lesen kann. Dafür ist es viel zu bedrückend und beklemmend. Kein Thriller der mit rasantem Tempo punktet, dafür mit einer großen Stille, Verzweiflung und Leere aufzuwarten weiß. Der Schreibstil der Autorin ist absolut einnehmend und sehr atmosphärisch. Sie webt ein Setting, das nicht nur mit den Beschreibungen eine riesige Beklemmung auslöst, sondern es intensiviert und untermauert die eigentliche Handlung noch. Denn geprägt wird es im Schnee. Ich hätte nie gedacht, wozu Schnee in der Lage ist. Er bringt Hoffnung, bietet aber gleichzeitig eine große Machtlosigkeit. Er ist wunderschön und grausam zugleich. Er lässt dich verzweifeln, aber auch nach Atem schöpfen. Die kleine Madison und Naomie stehen hier im Fokus, wobei man abwechselnd ihre Perspektiven erfährt. Aber eigentlich ist das nicht ganz richtig. Denn eigentlich gibt es noch eine Person, die das Ganze noch bedrohlicher ,noch einsamer, noch verlorener erscheinen lässt. Wenn ich sage, dass wir es hier mit verlorenen Seelen zutun haben, dann trifft es das genau auf den Punkt. Ich mochte die Charaktere sehr gern, auch wenn es für mich schwer war, zu Ihnen einen Zugang zu finden. Das heißt nicht, dass ich keine tieferen Emotionen verspürt habe. Es war nur anders. Vielschichtiger, tiefgreifender, auswegloser. Dabei sind sie sehr tiefgründig und ausdrucksstark. Und konnten mich mit ihrem Hintergrund immer mehr in den Bann ziehen. Der Einstieg in die Story gefiel mir sehr gut. Die Autorin schreibt sehr eindringlich und intensiv. Weniger durch Gewalt geprägt, als vielmehr durch psychologische Aspekte. Dabei dringt sie auch immer tiefer in die Hintergründe ein. Dadurch wird die Handlung auch sehr viel komplexer. Die Autorin befasst sich hier mit einer sehr sensiblen Thematik und hat es in meinen Augen großartig umgesetzt. Dabei fokussiert sie sich nicht nur auf eine Person, sondern macht es viel großflächiger und tiefgreifender. Das hat mir richtig gut gefallen. Weil man dadurch die herannahende Tragödie und die Dimension schon früh kommen sieht. Aber nichts konnte mich darauf vorbereiten, was dann kam. Das war wirklich überraschend und menschlich gesehen kaum zu ertragen. All das Grauen, die Dimension dessen, die Schwere und Hoffnungslosigkeit brachen wie Wellen über mich herein. Das war so viel und gleichzeitig hat man das Gefühl, unter all der Trauer und Tragik zusammenzubrechen. Mich konnte Rene Denfeld mit dem Start ihrer Reihe um die „Kinderfinderin“ Naomie Cottle beeindrucken. Mit viel Feingefühl und Fantasie, zeigt sie auf, was ein solches Geschehen alles verändern und prägen kann. Ich bin gespannt wie es mit Naomie weitergeht. Fazit: Der Start der Naomie Cottle Reihe ,findet mit „Das Schneemädchen “ von Rene Denfeld ihren Anfang. Ein sehr feinfühliger, atmosphärischer und beklemmender Thriller, der nicht nur mit außergewöhnlichen Protagonisten zu beeindrucken weiß, sondern auch mit einer ausweglosen Stille, Leere und tiefen Einsamkeit . Kein Thriller, der vor Tempo nur so strotzt. Aber einer, der dir das wahre Grauen hinter der Tragödie offenbart. Keine leichte Thematik, aber eine die es sich zu lesen lohnt. Ich bin gespannt, wie es mit Naomie weitergeht.