mabuerele
„...Mathild sagt auch, dass ich nicht gut genug bin. Nie werfe ich die Kegel ausreichend hoch in die Luft, meine Zaubereien findet sie albern und leicht zu durchschauen, und ich rede viel zu viel mit den Zuschauern...“ Nach dem Tode der Eltern leben der Jugleur Lucan und sein jüngerer Bruder Baldwin bei Onfroi und Matild. Letztere gelingt es immer wieder, Lucans Selbstbewusstsein zu zerstören. Dabei ist Lucan beim Publikum beliebt. Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben, der im Jahre 1093 in England spielt. Es ist der dritte Teil einer Reihe. Obwohl ich die ersten Bände nicht kenne, hatte ich kein Problem damit, der Handlung zu folgen. Der Schriftstil ist gehoben. Häufig verwendet die Autorin Begriffe aus der Zeit der Handlung. Diese sowie die fremdsprachlichen Ausdrücke werden in einem umfangreichen Glossar erläutert. Anfangs spielt die Gruppe an dem Hof von Robert de Monbrai. Sehr anschaulich wird das Leben auf der Burg beschrieben. Als zwei Männer über die Gaukler lachen, macht sich Lucan seine Gedanken. Die sind kursiv gedruckt. „...Ich bin nur ein Jugleur, ein Nichts in ihren Augen. Ich diene ihrer Unterhaltung, aber ansonsten bin ich zu nichts zu gebrauchen...“ Dann aber wendet sich Ivarr, ein Nordmann an ihn. Lucan soll gen Süden ziehen und eine junge Frau namens Isabel suchen. Ivarr verspricht ihn dafür hohen Lohn, verlangt aber, dass er mit niemand über seinen Auftrag spricht. Randúlfr, ein weiterer Wikinger, warnt Lucan. „...Menschen, die zu viele Fragen stellen, leben gefährlich...“ Für Lucan beginnt das Abenteuer seines Lebens. Noch ahnt er nicht, dass er nur ein Spielball der Mächtigen ist. Unterwegs findet er immer wieder Begleiter. Manche machen ihm Mut und bauen ihn auf. Er hört Worte, die bisher niemand zu ihm gesagt hat. „...Ihr seid einer guter Mensch, Lucan. Die Welt ist voll genug von Krieg und Sorgen. Ein wenig Freude hilft den Leuten, ihr Schicksal besser zu ertragen...“ Dann lernt er die Jogleresse Cateline kennen. Sie wird ihn begleiten. Natürlich bleiben Gefühle bei den jungen Leuten nicht aus. Momentan aber ist Lucan auf Isabel fixiert, die als schöne Frau gilt. Deutlich wird, wie Lucan an Selbstbewusstsein gewinnt. Allerdings begreift er bald, dass sein Auftrag auch Schattenseiten hat. Seine innere Zerrissenheit darüber, wie er sich verhalten soll, wird deutlich herausgearbeitet. Die Worte von Vital bedeuten ihm viel: „...Wer immer dasselbe tut, tritt auf der Stelle. Nur wer etwas anderes macht als das, was er sonst gewöhnt ist, kommt weiter. Ihr wollt doch weiterkommen, oder?...“ Die Reise verlangt von Lucan einen hohen Preis. Am Ende aber weiß er, was ihm wichtig ist und wie er sich verhalten muss. Mehrere Karten, ein Personenverzeichnis, ein Ortsverzeichnis und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch. Das Buch hat mmir ausgezeichnet gefallen. Das liegt an der komplexen Handlung und der detaillierten Wiedergabe der Zeitverhältnisse. Erst am Ende wird klar, wer Freund und wer Feind war und welche Ziele hinter mancher Handlung standen. Das sorgt für einen hohen Spannungsbogen.