biancaneve66
Mühlviertler Familienepos Der Roman erzählt das Schicksal der Familie Brugger und gibt einen Einblick über ihr Leben im Lauf von drei Generationen. Im Winter 1918 steht Carl plötzlich vor der Hofmühle, obwohl er im Krieg gefallen sein soll. Selbst sein Zwillingsbruder Eugen, der aus Amerika zu Besuch gekommen ist, erkennt ihn kaum wieder. Eugen hat in den USA sein Glück gemacht. Wird im Mühlviertel auch für Carl ein glückliches Leben möglich? Das Cover ist sehr ruhig gehalten und wirkt mit seiner Landschaft und dem Gebäude im Hintergrund fast idyllisch. Allein die Spinnweben, die einen Großteil des Vordergrunds einnehmen, stechen hervor. Sie überdecken das Feld und verweisen gleichzeitig auf die verwebten Zusammenhänge der Geschichte. Das Bild spiegelt sich auch auf dem Lesezeichen wider, das aufgeklappt einen kleinen Überblick über den Familienstammbaum der Bruggers gibt. Der Roman besteht aus fünf Teilen, die jeweils zwei der handelnden Personen als Überschrift tragen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, der Schreibstil ist beschreibend. Bereits der Einstieg ins Buch ist von ruhigen, aber auch gefühlvollen Beschreibungen geprägt. Man findet sich sofort in die Geschichte ein. Die große Stärke der Autorin liegt in diesem Roman in ihrem schleifenförmigen Erzählen. Kaum meint man, das Schicksal bestimmter Personen sei nun abgeschlossen, greift sie es im nächsten Abschnitt aus einer anderen Sichtweise wieder auf. Szenen werden dabei öfter wiederholt, ohne aber jemals langweilig zu wirken. Im Gegenteil, je mehr man im Nachhinein über gewisse Vorkommnisse erfährt, desto klarer und interessanter werden die Zusammenhänge. Die Charaktere sind lebensnah und detailliert beschrieben. Einige findet man auf Anhieb sympathisch, andere rufen ein gegenteiliges Gefühl hervor. Im Lauf des Buches, hervorgerufen durch eine Art Rückwärtserzählen, kann diese Sicht sich aber durchaus ändern. Geschichtliche Zusammenhänge und die Lebensumstände der Vergangenheit werden wie nebenbei in die Geschichte eingearbeitet, ohne lehrbuchmäßig zu klingen. Insgesamt handelt es sich um ein sehr lesenswertes Buch, mit Verwicklungen und Missverständnissen, die eben zum Leben gehören. Dennoch ist die Geschichte durchgehend spannend und fesselnd gehalten. Obwohl der Roman in sich abgeschlossen ist, lässt er doch auf eine Fortsetzung der Familiengeschichte hoffen.