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Mord unter Filmleuten - nordisch-ruhiger Regionalkrimi mit spannendem Finale „Ihr Schauspieler seid so ein verlogenes Volk, hatte ein ehemaliger Liebhaber einmal gehöhnt. Groß rumtönen, dass ihr euch nicht unbehelligt in der Öffentlichkeit bewegen könnt, aber wehe, es erkennt euch keiner.“ Die Dreharbeiten der neuesten Episoden einer Fernseh-Küstenkrimireihe in Sankt Peter Ording stehen unter keinem guten Stern. Aufnahmeleiter Tim Förster wird ertrunken, an den Pfahl eines Strandrestaurants gefesselt, aufgefunden. Er wurde offensichtlich ermordet. Dann verschwindet auch noch die neue, junge Hauptdarstellerin Julia Manshardt spurlos. Eigentlich soll der Fall von der Flensburger Mordkommission bearbeitet werden. Doch deren Kapazitäten sind ausgelastet und so werden Henrik Norberg und Anna Wagner von der Soko Sankt Peter beauftragt, sich der Sache zu widmen. Nils Scheffer, der emotional in den Fall involviert ist, soll sie unterstützen. Ob das gutgehen kann? Autorin Svea Jensen schreibt gut verständlich und in klaren Sätzen. Sie schildert überwiegend chronologisch, was gerade passiert. Selten werden Rückblenden eingeschoben, wenn sich Personen an Vergangenes erinnern. Diese Passagen entwickeln die Aufklärung des Falls entscheidend weiter. Manche Formulierungen, vor allem wenn es um die Beschreibung von privaten Beziehungen geht, wirken auf mich etwas unbeholfen und sperrig, verwendet die Autorin doch auffallend häufig die gleichen Ausdrücke, um freundschaftliche Verbindungen zu erklären. Das Cover mit dem großen Titelzug vor einem sich am Strand spiegelnden Leuchtturm in der Dunkelheit ist sofort aufgrund seiner Ähnlichkeit zu den Vorgängern als Band der Reihe zu erkennen. Anna Wagner und Hendrik Norberg harmonieren als Team sehr gut. Anna Wagner hat viel Geduld mit anderen, ist aufgrund ihrer ruhigen, ausgleichenden Art beliebt bei anderen. Sie bricht oft das Eis in stockenden Gesprächen. Norberg ist ebenfalls eher introvertiert, zeigt manchmal Schwierigkeiten im Umgang mit anderen und hat Angst davor, sich anderen aufzudrängen. Dann wirkt er recht steif und unnahbar. Er kann durchaus auch emotional, stur und aufbrausend werden, wenn ihm etwas wichtig ist. Henrik und Anna ergänzen sich perfekt, sind daher so erfolgreich in ihrer Zusammenarbeit. Henrik würde gerne wie früher in der Mordkommission arbeiten, muss sich aber nach dem Tod seiner Frau allein um die beiden Söhne kümmern, was seinen Wunsch unmöglich macht. Denn die Arbeit bei der Mordkommission fordert zeitliche Flexibilität, die Norberg nicht leisten kann. Nils Scheffer, Annas Assistent, berät die Filmcrew fachlich in Sachen Polizeiarbeit. Er hat einen Faible für die Hauptdarstellerin entwickelt, was seiner Objektivität schadet. Ein Problem, das Anna und Hendrik vor besondere Herausforderungen stellt. Die haben es zudem mit der langjährigen Hauptdarstellerin der Küstenkrimireihe Christina Hallversen zu tun, die offensichtlich fürchtet, aufs Abstellgleis geschoben zu werden, sich äußerst verdächtig verhält und unbeherrscht und unberechenbar erscheint. Ihr Charakter wird zwar etwas klischeehaft überzeichnet, Hallversens Reaktionen sind aber grundsätzlich trotzdem realistisch. Hängen der Mord an Tim Förster und das Verschwinden der Hauptdarstellerin Julia Manshardt zusammen? Und wer steckt dahinter? „Nordwestnacht“ liest sich zunächst ruhig und nimmt erst nach und nach Fahrt auf, wenn es zu immer mehr entscheidenden Enthüllungen kommt. Die Aufklärung, das Finale mit den sich überschlagenden Ereignissen, entwickelt sich dann überaus spannend, reißt derart mit, dass es schwer fällt, das Buch zur Seite zu legen. Der Fall ist nachvollziehbar und logisch konstruiert, die Lösung kommt nicht unbedingt überraschend, ist aber stimmig. Mir gefallen an der Reihe nicht nur die packenden, durchdachten, eher „klassisch aufgebauten“ Mordfälle, sondern auch die nordisch-unaufgeregte Atmosphäre und die sich behutsam verändernden privaten Beziehungsgeflechte der Hauptfiguren. Sowohl Anna als auch Norberg müssen sich neu orientieren, suchen nach neuen Partnern, scheinen aber beide noch nicht ganz bereit dafür. Ich möchte gerne dabei, sein, wenn beide soweit sind. Wie es für beide privat weitergeht, interessiert mich fast genauso sehr wie ihre nächsten ungelösten Fälle. Ich kann diese Reihe an alle Fans von cosy Regionalkrimis uneingeschränkt weiterempfehlen.