anne_hahn
Höhere Mächte - Okkultismus und Mystik in der modernen Kunst Zuerst 2020 in London auf Englisch erschienen, ist dieses seit 2021 auch für den Deutschen Buchmarkt zugängliche und schön edierte Buch eine Kostbarkeit. In dickem schwarzen Karton kommt es geheimnisvoll und gewichtig daher, die erste Widmung scheint etwas hausbacken, in persönlicher Ich-Form geschrieben legt S. Elizabeth (auch bekannt als Mlle Ghoul) dann auch gleich los in der Einleitung. Als hätte es noch keine Zeile Okkoltismus-Forschung gegeben, rafft sie Geschichte und Kunstgeschichte zu einer eigenen mystischen Timeline zusammen, besteht aber schließlich darauf, dass alle vorgestellten Werke von verschiedenen Glaubenssystemen und Traditionen - hermetische, alchimistische, kabbalistische, freimaurerische, theosophische oder spiritistische - beeinflusst sind und man diese nicht teilen muss oder gar praktizieren. Sie will die Werke miteinander in Verbindung setzen. Es folgen über 200 Seiten farbiger Reproduktionen, die Gemälde, Aquarelle und Buntsftiftzeichnungen reichen von der Antike bis in die Gegenwart und es sind gefühlt ebenso viele weibliche wie männliche Künstler*innen vertreten. Grandios! Thematisch in die Kapitel 'Kosmos', 'Höhere Wesen' und 'Praktizierende' unterteilt, springt die Autorin in der Auswahl zeitlich durch die Jahrhunderte. So ist auf einer Doppelseite das 'Rad der Jahreszeiten und Monate' des Isidor von Sevilla (612-615) zu finden und die 'Allegorie der vier Elemente' von Mark Ryden (2006), zwei Seiten weiter stehen sich 'Die vier Elemente: Erde' von Joachim Beuckelaer (1569) und 'Der Garten des Paracelsus' von Leonora Carrington (1957) gegenüber. Von letzterer sind einige Werke verteten, zu meiner großen Freude, in diesem Buch gehört sie ganz selbstverständlich zum Kunstkanon, gleichberechtigt neben Wassili Kandinsky, Piet Mondrian und vielen anderen. Es gibt unglaublich viel zu entdecken, das handliche Format erlaubt diesem Schätzchen einen Platz auf jedem Couch- oder Nachttisch.