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biancaneve66

Posted on 15.6.2022

Ein Konflikt, der sich tief in die Seele frisst Amelia Boyd Lovett ist erst acht, als 1969 in Irland die Troubles beginnen und sich auf die Kindheit und das ganze Leben Amelias auswirken. Aber nicht nur darauf haben die Unruhen Einfluss; sie verändern den Großteil der Gesellschaft. Zwischen bewaffneten Jugendlichen und vermeintlichen Bomben in Kinderwägen versucht Amelia dennoch ihren Weg zu finden. Das Original der Schriftstellerin aus Belfast erschien bereits 2001 unter dem Titel „No Bones“ 2001. Die deutsche Übersetzung von Anna-Nina Kroll erst zwanzig Jahre später. Das Cover zeigt die Beine eines Mädchens im Sommerkleid, ein Knie von zwei überkreuzten Heftpflastern beklebt; der Name Amelia, als Titelgeberin des Buches erscheint auf einer stilisierten Rolle Dynamit. Die Kapitel sind übersichtlich und zusätzlich zu den Überschriften mit dazugehörigen Jahreszahlen versehen. Burns verwendet eine recht nüchterne Sprache für ihre Schilderungen. Das führt bei aller Tragik, die der Geschichte zugrunde liegt, zu einem fast durchgehenden ironischen Unterton. Die Dialoge und Gedanken sind sehr locker und oft umgangssprachlich geprägt. Die Sätze sind – vor allem die Kindheit betreffend - kurz, und durchgehend von großer Prägnanz. Einige Kapitel sind auch Sicht der Ich-Erzählerin Amelia verfasst. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum der Jahre 1969 bis 1994 und vermittelt die Situation Nordirlands auf recht anschauliche Weise. Die ständige Präsenz von Vergeltungsmaßnahmen, Hass und Zerstörung, aber auch Arbeitslosigkeit, Magersucht, Alkohol- und Drogenkonsum sind Themen, die in Amelias Umkreis zum Alltag gehören, und die in den Momentaufnahmen der Geschichte festgehalten werden. Die Kinder wachsen in diesem Szenario auf und verarbeiten die Geschehnisse auf unterschiedlichste Art. Die verschiedenen Charaktere werden so sehr greifbar, und man versteht so manches Verhalten, das sie als Erwachsene an den Tag legen, recht viel besser. Denn die bedrückende Atmosphäre hat sich den Kindern eingeprägt und auch ihr gesamtes weiteres Leben bestimmt. Die düstere Stimmung ist auch beim Lesen sehr gut spürbar; es ist eine Geschichte, die einen nicht loslässt, aber gleichzeitig durch ihre Schonungslosigkeit im Grunde auch abstößt. Vieles mag man gar nicht fassen, und je älter Amelia wird, desto kranker und verstörender scheinen die Bilder. Und doch – der Weg, den Burns für ihren Roman gewählt hat, ist wohl der passendste, um die Schrecken jener Zeit in die richtigen Worte zu fassen.

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