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kikiii04

Posted on 11.6.2022

THE STORIES WE WRITE lag nicht lange auf meinem Stapel-ungelesener-Bücher. Nein, ich habe es direkt gelesen, konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen – und nun schwirrt mir so vieles in meinem Kopf herum, was ich über das Buch erzählen möchte, dass ich nicht wirklich weiß, wo ich überhaupt anfangen soll… Vielleicht ganz am Anfang? Genau! Warum habe ich zu dem Roman gegriffen, als ich ihn in der Bücherei entdeckt habe? Tatsächlich habe ich bereits vor vielen Monaten den Coverreveal des KYSS-Verlags bei Instagram gesehen und freue mich seit diesem Moment darauf, das Buch lesen zu dürfen. Der wichtigste Grund hierfür ist die Thematik: eine junge Frau, die bei weitem nicht den „idealen Körpermaßen unserer Gesellschaft“ entspricht. Man könnte sie mit vielen weiteren Adjektiven beschreiben, die ich aber nicht verwenden möchte, weil diese zu oft als Beleidigung verwendet werden. Aber ich muss auch gar nicht mehr dazu sagen, denn im Buch habe ich ein wundervolles Zitat gefunden, dass all meine Gedanken und Gefühle zusammenfasst: „Der Hass auf Fettleibigkeit, die Geringschätzung dicker Menschen ist in unserer Gesellschaft so weit verbreitet, dass eine solche Haltung oft unbeabsichtigt zum Ausdruck gebracht wird, und da will ich mich selbst gar nicht ausnehmen. Auch wenn ich selbst fett bin, muss ich überlegt handeln und meine Worte mit Bedacht wählen, wenn es ums Fettsein geht, denn ich bin Teil dieser Gesellschaft.“ Womöglich kann nicht jede betroffene Peron das Buch lesen, weil es sie triggern könnte. Aber ich habe das Buch als einen wundervollen Hoffnungsschimmer empfunden. Als eine Art Bestätigung mit der Botschaft: Jeder ist schön, sexy und begehrenswert. Wer das jedoch nicht anerkennt, der ist selbst schuld und dessen Meinung ist es nicht wert, gehört zu werden. Ich hatte gehofft, dass die Geschichte so eine strake Botschaft verkörpern würde, dass es vielleicht sogar ein bisschen Selbstbewusstsein schenkt. Und ja, das hat die Geschichte und das hat vor allem die Autorin Olivia Dade geschafft. Beim Lesen merkt man, dass die Autorin wirklich weiß, wovon sie schreibt, sie kennt sich in dem Bereich aus wie keine andere. Und das ist eben noch der letzte Feinschliff, um das Thema wirklich so zu vermitteln, wie es ist, wie es sich anfühlt. Abgesehen von der Thematik, muss natürlich auch die Handlung einen ansprechen. Worum es geht, möchte ich daher nun ebenfalls noch kurz beschreiben, wobei ich nicht allzu viel verraten werde, um niemanden zu spoilern. April ist Geologin, denn sie liebt es nicht einfach an der Oberfläche zu kratzen, sondern tiefer zu graben, Geheimnisse zu entdecken und Rätsel zu lösen. In ihrer Freizeit dagegen ist sie durch und durch ein Fangirl. Sie verfasst Fanfictions über ihr Lieblingspärchen ihrer Lieblingsserie und tauscht sich mit anderen Fans darüber aus. Außerdem entwirft sie hin und wieder Cosplay-Outfits – und geht mit ihrem neuesten viral. Nur leider auch wegen ihrer Figur. Sicherlich aus Nettigkeit lädt sie daraufhin Marcus Caster-Rupp auf ein Date ein – er ist der Darsteller ihrer Lieblingsfigur der Serie. Die geheimen Träume eines jeden Fans gehen für sie also in Erfüllung, allerdings ist April weniger erpicht auf das Date, als man denken würde. Denn Marcus Caster-Rupp ist nichts weiter als ein langweiliger Schönling, unter dessen Oberfläche nichts von April ausgegraben werden könnte. Oder doch? Doch möchte April überhaupt etwas ausgraben, wenn sie im Gegenzug ihre am tiefsten vergrabenen Ängste offenlegen müsste? „Ich will geliebt, gemocht und begehrt werden – nicht wegen meines Gewichts, auch nicht trotz meines Gewichts, sondern weil ich ICH bin.“ Das Buch und ich hatten unsere Anlaufschwierigkeiten, vielleicht war die Handlung in den ersten zwei Kapiteln noch nicht packend genug, vielleicht musste ich mich zuerst an den Schreibstil (in der dritten Person erzählt) gewöhnen. Auch das Setting – ein Fandom – mit all den ungewöhnlichen Begriffen wirkte auf mich befremdlich. Wer selbst ein Serienjunkie und Fan von Serien, wie zum Beispiel „Game of Thrones“ ist, fühlt sich hier vielleicht schneller „zu Hause“. Alle anderen werden dagegen ihren Horizont erweitern. Denn es lohnt sich bei dem Buch auf jeden Fall dran zu bleiben. Schließlich präsentiert es einem neben zwei sehr, sehr lieben Protagonisten eine Vielfalt an Themen und eine Vielzahl großartiger Botschaften. THE STORIES WE WRITE ist eines dieser Bücher, die mit jeder weiteren Seite und jedem weiteren Kapitel erst offenbaren, wie genial sie sind. Das Buch ist extrem facettenreich, besteht aber nicht aus wahllos zusammengewürfelten Aspekten, sondern jedes noch so kleine Detail ist clever auf den ganzen Rest abgestimmt und voll und ganz passend. Beispielweise muss der Humor genau so schräg, eine solch schmale Gradwanderung sein, wie er hier gewählt wird. Er ist schon fast zu bissig, zu übertrieben, aber wäre er nur einen Tick anders, könnte er die Schwere der anderen Themen und die Dämonen, welche April und Marcus mit sich rumschleppen nicht so perfekt ausgleichen. Ein Thema, das bei diesem Roman auch für viele Diskussionen sorgen könnte, ist die Art und Anzahl expliziter Szenen. Ja, das Buch ist definitiv spicy und ich habe generell zwar nichts dagegen, aber es wird dann hin und wieder doch zu viel. THE STORIES WE WRITE hat mich in dieser Hinsicht sehr überrascht. Nicht nur weil Olivia Dade ihr Händchen für solche Szenen gekonnt unter Beweis stellt, sondern weil ich die Szenen sogar sehr geschätzt habe. Denn sie sind notwendig für die Botschaft des Buches: Dinge wie Maße oder Gewicht bestimmen nicht den Wert einer Person. Jede Frau ist sexy. Mein Fazit: 4,5 Punkte Auch wenn ich meine Kritikpunkte hatte, die dazu führen, dass ich dem Buch etwas Abzug in der Bewertung gebe, war das Buch eine Art Highlight für mich. Es ist zugleich deep, unterhaltsam und romantisch – aber auch noch viel, viel mehr. Mir ist bewusst, dass die Geschichte nicht jeden Geschmack treffen wird, dennoch sollte man ihr eine Chance geben. Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen, natürlich auch besonders, wenn man sich von der Thematik angesprochen fühlt. Ich freue mich schon auf die Bände zwei und drei!

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