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gletscherwoelfchen

Posted on 9.6.2022

"Die Zeit ist gekommen. Meine Reise endet hier. Meine Herrschaft beginnt." Nach dem Tod des alten Fürsten ändert sich Kyles Leben schlagartig. Plötzlich mit einer ungeheuren Verantwortung konfrontiert, muss er sich mit mächtigen Gegnern auseinandersetzen und sich zeitgleich der Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft stellen. Sein Bruder Raven hingegen ist als begabter Novize endgültig in der von Kyle verhassten Akademie angekommen. Werden die beiden Geschwister wieder zueinander finden, oder von finsteren Mächten entzweit werden? Ebenso wie bei Band eins von "Liber Bellorum" konnte mich auch diese Fortsetzung direkt durch seine Aufmachung überzeugen. Abermals besticht das Buch durch ein wunderschönes, zur Reihe passendes Cover mit einer tollen Haptik, mehreren Karten und kreativen Zitaten zu Beginn eines jeden Kapitels im Innenteil sowie einem Glossar, welches sich diesmal, unter anderem auch mittels hübschen Zeichnungen, den Handlungsplätzen des Romans widmet. "Licht und Schatten" knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Durch den klar strukturierten, angenehmen Schreibstil der Autorin konnte ich mich als Leserin schnell wieder orientieren und hatte keinerlei Schwierigkeiten, wieder in die Geschichte hineinzufinden - zumindest, was die Handlung selbst betrifft. Denn, wie ich bereits in meiner Rezension zu Band eins bemängelt habe, konnte ich abermals keinen wirklichen Zugang zu den Figuren finden. Ein weiteres Mal fehlte mir der nötige Tiefgang, um vor allem mit den beiden Protagonisten Kyle und Raven tatsächlich warm zu werden. Beide stagnieren zwar keineswegs in ihrer Entwicklung als Figuren, waren mir manchmal aber dennoch suspekt. Vor allem Kyles Handlungen konnte ich nicht immer gänzlich nachvollziehen - was an sich noch kein Problem gewesen wäre, immerhin ist er definitiv nicht der klassische Sympathieträger -, aber gerade Ravens Reaktionen ließen mich teils unendlich verwirrt zurück. Als eigentlich besonnenerer Bruder hätte ich mir von ihm gewünscht, seinen Bruder, Gewalt und Hass, kritischer zu hinterfragen. Leider blieben beide in der Hinsicht doch eher blass. Nichtsdestotrotz hat mir die Handlung ein klein wenig besser gefallen als in Band eins. "Licht und Schatten" legt den Fokus auf vermehrte Magieabhandlungen, unglaublich interessante Settings und - wie der Titel bereits verrät - spannende neue Sichtweisen. Warda Moram bricht in diesem Teil das klassische "Schwarz-Weiß Denken" auf, verdreht Realität und Fiktion ebenso wie Gut und Böse und lässt den Leser an allen Ecken zweifelnd und reflektierend zurück. Gerade diesen Punkt fand ich unheimlich gut umgesetzt. Ich liebe Geschichten, in denen nicht alles offensichtlich ist. Und "Licht und Schatten" geizt definitiv nicht mit der ein oder anderen Überraschung! Ich werde sicherlich noch den letzten Teil lesen - auch, wenn ich bis dato nicht mit den Figuren warm werden konnte. Die Handlung und Aufmachung konnten mich dafür umso mehr überzeugen und nach einem weiteren fiesen Cliffhanger möchte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Wer nach einem interessanten High-Fantasy Roman sucht, der ein spannendes Magiesystem und eine nicht allzu komplexe Sprache in sich vereint, sollte sich "Liber Bellorum" näher ansehen. Potentiellen Lesern sollte hier allerdings bewusst sein, dass diese Reihe von teils sehr expliziten Gewaltdarstellungen Gebrauch macht. 3,5 - 4/5 Sterne

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