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naraya

Posted on 8.6.2022

Im Hayate-Shinkansen, dem Hochgeschwindigkeitszug zwischen Tokyo und Morioka, befinden sich fünf Killer: einer davon noch ein Teenager, ein ungleiches Zweierteam, einer, der sich schon längst aus dem Geschäft zurückgezogen hat und einer, der das Unglück geradezu anzuziehen scheint. Sie alle haben aus den unterschiedlichsten Gründen getötet: aus Rache, als Auftrag oder einfach nur aus Spaß. Nun befinden sie sich gemeinsam in diesem abgeschlossenen Raum und können nicht entfliehen. Auch von außen nehmen Personen Einfluss, wie etwa der Gangsterboss Minegishi oder Maria, die Kontaktperson am Telefon. In wechselnder Perspektive der fünf Hauptcharaktere erzählt der mehrfach preisgekrönte japanische Autor Kōtarō Isaka eine aberwitzige, rasante Geschichte. Die Genrebezeichnung „Thriller“ ist dabei vielleicht nicht ganz zutreffend, denn obwohl Verbrecher im Fokus der Handlung stehen, besitzt der Roman doch einen erstaunlich ausgeprägten, manchmal geradezu slapstickhaften Humor. Leichen, deren Existenz verborgen werden muss, ein Koffer, der sich gegenseitig immer wieder abgejagt wird und ein Auftragskiller namens „die Wespe“, dessen wahre Existenz niemand kennt, das sind nur einige Elemente, die an Filme wie „Snatch“ erinnern. Besonders interessant ist die Dynamik, die sich auf engstem Raum zwischen den Figuren entwickelt, wenn sie zwangsweise nach und nach aufeinandertreffen. Am sympathischsten ist wohl Pechvogel Nanao, genannt „Marienkäfer“, dem ein Missgeschick nach dem nächsten zustößt – mit solch gefährlichen Mitreisenden nicht gerade vorteilhaft. Am schwersten zu ertragen ist der 14-jährige Satoshi Oji („der Prinz“), der eine unfassbare Grausamkeit und Kälte an den Tag legt. Für echte Thrillerfans ist „Bullet Train“ möglicherweise nichts, denn bis auf einige brutalere Szenen dominieren hier doch Humor und Dialog. Dafür wartet der Autor gegen Ende noch mit der ein oder anderen Überraschung auf, die ich so nicht vorausgeahnt hatte. Definitiv spaßige Lektüre, die übrigens mit Brad Pitt im August in die Kinos kommt. (Wobei man sich schon fragen kann, ob es nicht passende japanische Schauspieler für die Haupt- und weitere Rollen gab.)

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