Chief Propaganda Officer
Georgia ist achtzehn, hat gerade die High School geschafft und mit dem Studium angefangen. Sie ist zurückhaltend, aber zum Glück sind ihre beiden besten Freunde ebenfalls in derselben Stadt wie sie, wenn auch nicht in derselben Uni. Dafür freundet sie sich mit ihrer neuen Zimmergenossin an, die im Gegensatz zu ihr von einer Party zur nächsten schwebt. Georgia liebt Theater, Shakespeare und romantische Filme, ist aber noch nie geküsst worden. Allein der Gedanke daran, dass ihr so etwas wie Nähe oder gar körperliche Intimität passieren könnte, bereitet ihr Übelkeit. Dennoch: Sie will es jetzt probieren mit der Liebe und Romantik und allem, was dazu gehört. Doch gehört überhaupt was dazu? In diesem Jahr lernt sie nicht nur verschiedene Leute kennen, sondern auch etwas Entscheidendes über sich selbst. Ein zeitgenössisches Thema, in dem LBGT+ aufgegriffen wird und ich auch wirklich über asexuelle und aromantische Protagonisten gelesen habe. Und ganz sicher ist es auch wichtig, darüber zu schreiben. Aber ganz ehrlich? Die Umsetzung fand ich nicht gelungen. Es fängt schon damit an, dass Georgia einfach mal keine Protagonistin ist, die eine Geschichte am Leben erhält. Sie hat ein Temperament wie eine verwelkende Topfpflanze - um ehrlich zu sein, selbst Rodney, die tatsächlich vorkommende und ständig verwelkende Topfpflanze des Buches hatte mehr Persönlichkeit als sie. Dann ist mir auch schon die Prämisse suspekt: Mit 18 ist man also komisch, wenn man noch nie geküsst oder Sex hatte und darüber muss man sich ewig den Kopf zerbrechen? Darum muss echt ein furchtbares Trara gemacht werden? Ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, jemand könnte asexuell oder aromantisch zu sein, nur weil irgendwer mit 18 (!) sich nicht für eigene Liebesbeziehungen interessiert. Kein Wunder, dass die Teenieschwangerschaften in England am höchsten sind, wenn man in dem Alter schon permanent darüber nachdenken muss. Überhaupt dieses Nachdenken. Eigentlich eine gute Sache. Aber immer dasselbe? Ständig im Kreis drehend? Und dann über eine so vergleichsweise unwichtige Sache wie "Aber ich bin noch nicht geküsst worden und möchte das eigentlich nicht"? Ja, vielleicht bin ich in der Hinsicht gefühllos, aber ich fand es einfach nur langweilig und für diese Altersgruppe tatsächlich albern, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.