nina 🌸
Schön erzählte Geschichte mit atemberaubender Kulisse und Atmosphäre. Vorneweg: Ich habe lange keine Zeit dafür gefunden, Rezensionen zu schreiben und versuche gerade alles nachzuholen, was erstmal liegen bleiben musste. Da meine Impressionen nicht mehr top aktuell sind und ich sicherlich auch schon einige Aspekte wieder vergessen habe, die mir damals aufgefallen sind, weiche ich hier von meinem üblichen Rezensionen-Schema ab und schildere euch stattdessen meine Eindrücke und Gedanken zum Buch, die mir aus dem Bauch heraus noch in den Sinn kommen. Ist ja vielleicht auch mal ganz spannend für euch, wie ich nach einer gewissen zeitlichen Distanz auf die Geschichte zurückblicke 🙃 Und los geht's! Meine Meinung: Nessa ist ein spannender Charakter - stark, taff, ehrgeizig, schlagfertig und mutig, weswegen ich mich auch sehr auf ihre Geschichte gefreut hatte. Sie ist eine große Schwester, zu der man aufblicken kann, aber ich war nun mehr als gespannt darauf, auch mal hinter ihre harte Schale und Fassade blicken und ihre verletzliche Seite sehen zu können. Nessa ist ohne jede Frage eine vielschichtige und facettenreiche Protagonistin, jedoch fiel es mir schwer, mich mit ihr zu identifizieren. Ich hätte mich ihr gerne näher und verbundener gefühlt. Dadurch war diese Geschichte für mich auf emotionaler Ebene auch nicht ganz so intensiv und mitreißend wie sie es hätte sein können und wie ich es mir auch gewünscht hätte. Sie wird durchaus gefühlvoll erzählt und ist schon allein wegen ihrer Themen sehr bewegend, aber der Funke wollte bei mir einfach nie ganz überspringen. Ich war einfach nicht genügend emotional involviert, um aktiv aufs Äußerste mit den Charakteren mitfühlen und mitleiden zu können. Die Geschichte wird ausschließlich aus Nessa's Sicht in der ersten Person Singular erzählt, zusätzlich werden aber immer wieder Auszüge eines Interviews mit Boyd eingestreut, wodurch wir erstens langsam und Stück für Stück erfahren, was wohl passieren wird und schon passiert sein muss und zweitens lernen wir Boyd so besser kennen. An sich wurde das Ganze so wirklich gut gelöst, zumal auf diese Weise Längen und unnötige Wiederholungen vermieden werden können, aber natürlich hatte man so auch wesentlich weniger Zugang zu Boyd als zu Nessa und in Anbetracht seines Verhaltens war das manchmal mehr als schwierig. Eine eigene Erzählperspektive hätte vermutlich dabei geholfen, Boyd sympathischer zu machen, aber ich bin ehrlich: Ich mochte ihn überhaupt nicht und bin mir auch sehr unsicher, ob Kapitel aus seiner Sicht irgendetwas hätten ändern können... Die Liebesgeschichte war für mich ebenfalls schwierig. Einerseits liebe ich Enemies-to-Lovers-Geschichten, andererseits empfinde ich sie häufig auch als toxisch, ebenso hier. Ich mochte nicht, wie die beiden zeitweise miteinander umgingen und Boyd hat sich wirklich ein paar Kracher geleistet, die man durchaus als unverzeihlich betiteln kann. Dass man seine Motive und Gedanken dazu nicht nachlesen und nachempfinden konnte, war natürlich auch nicht gerade förderlich. Für meinen Geschmack ist er hier einfach zu weit gegangen, ich konnte die beiden als Paar so nicht mehr shippen. Zudem war der Wandel von "Enemies" zu "Lovers" für mich auf Gefühlsebene hier leider auch nicht hundertprozentig greifbar. Ich habe ihre Liebe nicht gefühlt, ihre Geschichte erschien mir beim Lesen nicht authentisch. Die Whisky-Thematik fand ich dafür wiederum sehr spannend, zumal ich davor kaum etwas darüber wusste, und die Kulisse ist sowieso ein absoluter Traum. Ich verliebe mich mit jedem weiteren Buch und jeder Seite mehr in Shetland, sein raues Klima und seine dafür umso liebevolleren und herzlichen Bewohner:innen. Man muss sie alle mitsamt ihrer kleinen Marotten und Eigenheiten einfach in sein Herz schließen. Das Buch ist wie immer sehr schön und gefühlvoll geschrieben. Durch die bildhaften und atmosphärischen Beschreibungen kann man sich alles gut vorstellen und versinkt beim Lesen förmlich immer mehr in Shetland und der Welt seiner Bewohner:innen. Fazit: Ich habe das Buch gerne gelesen, konnte mich aber auch über viele Stellen und Szenen echauffieren. Mein Heiligstes sind immer die Emotionen und diese kamen hier leider nicht voll und ganz bei mir an. Es war wohl einfach nicht MEIN Buch, aber das heißt natürlich nicht, dass es euch genauso gehen muss und empfehlen kann ich euch "Where the Waves Rise Higher" allemal - Schon allein wegen seines wundervollen Schreibstils, der atemberaubenden Kulisse und der Schwesternbeziehung hat es definitiv eine Chance verdient. 3/ 5 Sterne ⭐️