Susanne Matiaschek
"Die sieben Männer der Evelyn Hugo " war für mich das erste Buch der Autorin und damit hat sie mich direkt völlig aus der Bahn geworfen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist eines der wunderschönsten, ehrlichsten, herzzerreißendsten und traurigsten Bücher, die ich je gelesen habe. Dabei war ich am Anfang wirklich skeptisch, ob es etwas für mich ist. Ab der Mitte des Buches war es bereits schon so viel mehr für mich. Ich weiß nicht, ob es an diesem außergewöhnlichen und intensiven Schreibstil der Autorin liegt oder an Evelyn Hugo. Aber ich habe diese Geschichte mit jeder Faser meines Herzens aufgesogen und geliebt. Ich habe Evelyn geliebt, vergöttert und bis aufs Blut verteidigt. Denn ich habe Evelyn gesehen. Ich habe sie wirklich gesehen. Was sie tief im Herzen fühlte, was sie ausmachte, welche Last sie zu tragen hatte. Dabei war sie anfangs nicht unbedingt sympathisch. Aber ich mochte ihren Stolz, ihren Biss und ihre Geduld. Das sie sich niemals wirklich etwas bieten ließ. Über Evelyn könnte ich noch so viel mehr schreiben, so facettenreich fand ich sie. Und daneben hab ich auch Harry und Celia abgöttisch geliebt. Celia hab ich aber auch verabscheut und doch konnte sie mich wieder versöhnen. Es gibt nur wenige Charaktere, die ich verabscheut habe. Denn die Autorin versucht uns nicht nur, deren Facettenreichtum darzubieten, sie bringt sie uns vor allem auf der menschlichen Ebene unglaublich nahe. Und das ist einfach so unglaublich viel und bemerkenswert zugleich. Schauspielerin, Produzentin und Philanthropin Evelyn Hugo erzählt der eher unscheinbaren Journalistin Monique Grant ihre Geschichte. Diese spielt im Zeitraum zwischen 1953 und 2017. Der Beginn einer aufregenden, aber auch bewegenden Reise voller Glück und Leid. Dabei erfährt man nicht nur sehr viel über Evelyn, sondern es geht auch um Politik, den harten Kampf im Showbusiness und Liebe. Das Setting ist einfach absolut malerisch. Ich kann es nicht anders sagen. Glamourös, Hollywood und das Leben in der Öffentlichkeit wird unglaublich toll dargestellt. Es ist faszinierend und interessant. Denn dadurch bekommt auch Evelyn ein Gesicht. Evelyn lebte in einer Zeit, in der nicht immer alles einfach war. Nicht jeder, konnte sein, wie er möchte. Evelyn hat mit sengender Leidenschaft und Fäusten gekämpft. Von ganz unten bis ganz nach oben. Und immer wieder hab ich so sehr mit ihr gelitten, gehofft und gebrannt, für das, was sie tut. Ich finde einfach keine Worte für dieses Buch. Es hat mich emotional zerstört und immer wieder herausgefordert. Denn das, was man hier erlebt, ist aus menschlicher Sicht extrem kräftezehrend und tragend. Evelyn Hugo ist mir menschlich so wahnsinnig ans Herz gewachsen, dass es schon fast weh tat. Daneben ist Monique zwar nicht weniger wert, verblasst jedoch etwas. Viele mögen Evelyn für das, was sie tat verurteilen. Aber ich kann es nicht. Es ist so viel, voller Trauer und Sehnsucht erfüllt. Voller Einsamkeit und Schmerz. Voller Verzicht und Zugeständnisse. Ruhm bedeutet nicht automatisch Glück. Ruhm bedeutet auch, nicht man selbst sein zu können. Die Kamera sieht dein Lächeln, deine Tränen, deine Hoffnung und deine Wut sieht niemand. Deine Angst, deine Verzweiflung, deine Hoffnungslosigkeit. Diese Geschichte ist mehr als Evelyns Leben. Es geht um Träume, um Selbstvertrauen. Darum, den Menschen in dir mit all seiner Verletzlichkeit und Stärke nicht zu verlieren. Sich nicht aufzuopfern, sich nicht zu zerfleischen. Es ist eine Ode daran, was es heißt, wirklich und wahrhaftig zu lieben. Zu erkennen, woraus wahre Liebe besteht und diese um keinen Preis der Welt zu opfern. Wir schätzen nicht das, was wir haben. Wir kämpfen nicht und nehmen es hin. Doch was sagt das über uns selbst aus? Was für eine Art Mensch sind wir dann? Es vermittelt so viele wichtige Werte. Für mich ein Besonderer und tiefgreifender Roman, der so viele wichtige Themen anspricht. Der dich weinen und zerbrechen lässt. In Augenblicken, die so viel mehr zum bersten bringen, als man zunächst denkt. Diese Story braucht keine unerwarteten Twists. Es lebt und fühlt und das ist einfach mehr als genug. Fazit: Taylor Jenkins Reid ist mit "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" ein herausragender und vielschichtiger Roman gelungen, der mich komplett und auf allen möglichen Ebenen zerstört hat. Faszinierend, unglaublich emotional, aber vor allem sehr tiefgreifend und echt. Ich kann es nur jedem ans Herz legen. Lest, analysiert und hinterfragt und vielleicht entdeckt ihr, was Evelyn wirklich sagen möchte. Für mich schlichtweg ein Lesehighlight, Jahreshighlight und Lieblingsbuch. Sucht es euch aus.