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wandanoir

Posted on 2.6.2022

Entkomme Irland! Entkomme dem Wahnsinn! Schade, dass wir dieses Debüt von Anna Burns erst nach 20 Jahren kennenlernen! 2001 schlug die irische Autorin Anna Burns (geb. 1962) mit dem Roman „No Bones“ auf dem literarischen Marktplatz auf. Wie schade, dass es mehr als zwanzig Jahre dauerte, bis der Roman heuer (2022) mit dem Titel „Amelia“ ins Deutsche übersetzt wurde. Viele Leser werden Anna Burns 2018 mit dem Man Booker Prize ausgezeichneten Roman „Milkman“ (Der Milchmann) kennen. Es wäre zu wünschen, dass auch „Little Constructions“ (2007) und alle sonstigen ihrer Werke baldigst eine würdige Übersetzung finden. Ganz ohne jeden Zweifel verarbeitet Anna Burns auch in „Amelia“ ihre Herkunft aus Nordirland, aus der Stadt Belfast. Wie Amelia zieht auch die Autorin erst mit Mitte Zwanzig weg (laut wiki) und geht nach London. Anders als die Autorin erleidet Amelia dort einen Zusammenbruch und wird in die Psychiatrie eingeliefert. Sie verkraftet die vielen Toten nicht, die ihre Kindheit überschattet haben. Was danach aus ihr wird, bleibt ein wenig unklar. Amelia beherbergt eine Gruppe ihrer sprechenden Toten und macht mit ihnen einen Ausflug. Immerhin außerhalb der Psychiatrie. Der Kommentar. der Roman „Amelia“ macht deutlich, dass man traumatische Erlebnisse in der Kindheit nicht so einfach los wird, selbst wenn man es nach einigen vergeblichen Anläufen geschafft hat, wegzugehen. "(Niemals geht man so ganz ...") Der Roman ist ganz wunderbar geschrieben, einfühlsam, aus der Sicht eines Kindes, das allmählich erwachsen wird, aber, von Anfang an von Lieblosigkeit und Gewalttätigkeiten geprägt, gehandicapt ist. Auf der einen Seite bleibt Amelia für immer ein Kind, gefangen in den schrecklichen Bildern, die sie gesehen hat und den schrecklichen Geschehnissen, deren sie unterworfen war. Auf der anderen Seite lernt sie mehr und mehr, damit umzugehen und eine, wenn auch eingeschränkte echte Lebensperspektive zu entwickeln. Fazit: Es ist nicht schwer, sich im Roman oder in Amelia zurechtzufinden, auch wenn Teile davon „nur“ in ihrem Kopf stattfinden. Ein bisschen weniger „Psychokram“ hätte es für mich auch getan, aber im Großen und Ganzen bin ich sehr beeindruckt. Kategorie: Anspruchsvoller Roman. Verlag: Tropen im Hause Klett-Cotta, 2022

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