trinschen
„Außen, das ist die Kruste“, erklärt Giacomo. „Und innen ist die Krume. Ist wie beim Menschen. Außen hart und innen weich.“ Die Geschichte, die Carsten Henn in dem Buch „Der Geschichtenbäcker“ erzählt, ist nicht wirklich neu, sie gibt es bereits in vielen Varianten: Eine Tänzerin muss sich nach ihrem ungewollten Karriereende neu orientieren, bewirbt sich aus Trotz als Bäckerin und findet dort ihre eigentliche Bestimmung. Warum lohnt es sich trotzdem, das Buch zu lesen? Für mich war es Giacomo, der Bäcker, der mich durch die Handlung getragen hat. Seine Art, Sofie neben dem Fachwissen des Bäckers auch durch die kleinen eingeflochtenen Lebensweisheiten wieder zurück in ein glückliches Leben zu schubsen, haben das Buch besonders lesenswert gemacht. Auch die Einblicke in die Welt des Ballett, die man durch Sofie und Florian erhält, waren interessant. Auch wenn die Handlung an der einen oder anderen Stelle vielleicht ein bisschen zu konstruiert und die Figuren etwas zu überzeichnet waren, zusammen haben sie ein tolles Ganzen ergeben. Jede Figur ist mit einem persönlichen Ballast unterwegs gewesen und so manch eine Auflösung hatte ich nicht erwartet. Dass die kleine „Maria“, die mich anfangs ganz schön genervt hat, eine gewisse Schlüsselrolle spielt, war irgendwann zu erahnen. Marie war ein gewisser, vielleicht notwendiger, Störfaktor, deren Rolle schnell durchschaut war. Und vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Sofie und Florian statt in Selbstmitleid zu baden einfach von Anfang an miteinander geredet hätten.... Mich hatte das Buch auf jeden Fall von Anfang an in seinen Bann gezogen, die eine oder andere Albernheit habe ich ihm gerne verziehen. In einem Rutsch war es dann nach gut drei Stunden durchgelesen und hat mich in dieser Zeit den Alltag vergessen lassen. Wer Lust auf eine schöne Geschichte zum Wohlfühlen hat und dabei über ein paar Schwächen hinwegsehen kann, dem wird das Buch gut gefallen. Ach ja, wer „Der Buchspazierer“ gelesen hat, wird sich über eine Begegnung Sofies freuen.