Gabriele
Zwischen zwei Kulturen Monas Eltern stammen aus dem Iran, doch sie selbst ist schon so lange in Deutschland, dass sie sich als Deutsche fühlt. Als die Großmutter stirbt, begleitet sie ihre Mutter zur Trauerfeier in den Iran. Eine Reise, die viele Erinnerungen hervorruft, aber auch kulturelle Unterschiede deutlich macht. „Ab und zu flattert eine Frau im Tschador auf einem Moped vorbei.“ (Seite 52) Es macht Spaß, mit Mona als Reiseführerin unterwegs zu sein und mit ihr den unterschiedlichen Umgang mit der Sprache und zwischen den Menschen zu erkunden. Ich habe dabei viel gelernt. Dass Anar Granatäpfel sind, habe ich zwar gegoogelt, aber das wäre nicht nötig gewesen. Im Lesen erklärt sich alles von selbst. Neu war mir allerdings, dass zu viele Granatapfelkerne das Blut verdünnen. Das hat Mona von ihrem Vater erfahren, der nur selten für sie da war. Er war viel älter als ihre Mutter, die mit 13 von Maman-Bozorg an ihn vergeben wurde. Die Autorin hüpft mit ihren Erinnerungen von einem Kapitel ins nächste, baut die Geschichte aufeinander auf und wird dabei nie langweilig. Während ihrer kurzweiligen Reise stellt sie Vergleiche zwischen dem deutschen und dem iranischen Lebensstil an und überrascht mit diesem Ineinandergreifen der einzelnen Begebenheiten. „Die Erinnerungen sind eher eine Art Ferienhäuschen, das man jedes Mal, wenn man dort ankommt, lüften und von der Staubschicht befreien muss, bevor man sich wieder zu Hause fühlt“ sagt Nava Ebrahimi, die 1978 im Iran geboren wurde und in Deutschland aufwuchs. Seit 2012 lebt sie mit ihrer Familie im österreichischen Graz, wo sie vor allem als Autorin arbeitet. „Sechzehn Wörter“ war ihr Debütroman, für den sie mehrfach ausgezeichnet wurde.