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miss_pageturner

Posted on 30.5.2022

Der Hexer ist ja schon High Fantasy Urgestein und schon lange habe ich mit der Reihe geliebäugelt. Den finalen Anstoß hat dann aber doch erst die Netflix Serie gegeben, denn diese sieht sehr vielversprechend aus, aber wie es immer so ist: Zuerst das Buch lesen? Und da von allen Seiten empfohlen wird, vor der eigentlichen Hexer Pentalogie die Kurzgeschichten vorher zu lesen, begann ich nun meine Reise ins Hexer Universum mit Der letzte Wunsch. Düstere Märchen und reichlich Action Bei Der letzte Wunsch handelt es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten, die durch eine grobe Rahmenhandlung verbunden sind. Durch sie lernen wir den Hexer Geralt und seine Welt langsam kennen, weshalb eben auch empfohlen wird, mit diesen Geschichten zu starten. Die Geschichten zeigen uns vor allem, was Geralt so den lieben langen Tag tut: Gegen Bezahlung, Monster vermöbeln und andere magische Rätsel lösen. Die einzelnen Geschichten schildern dabei quasi immer “Einen Fall” Geralts und da er kreuz und quer durch das Land stromert, bekommen wir als Leser*in schon einen ganz guten Eindruck von Geralts Welt und ihre Gepflogenheiten. Natürlich erreicht das Worldbuilding hier noch nicht die Höhen, die es, wie ich es mir ausmale, in der Hauptreihe erreichen wird, aber für den Lesegenuss dieses Buches ist das auch gar nicht nötig. Für mich persönlich haben die gelieferten Informationen völlig ausgereicht, um das Geschehen zu verfolgen, haben aber gleichzeitig in mir die Neugier geweckt, mehr von der Hexerwelt erfahren zu wollen. Gerade was Geralt und seine Vergangenheit selbst angeht, hält Der letzte Wunsch sich noch sehr bedeckt, aber wie gesagt im Hinblick darauf, dass noch eine ganze Reihe folgen wird, erwarte ich auch nicht schon jetzt alles über unseren Protagonisten zu erfahren. Was die einzelnen Kurzgeschichten angeht, so haben mir eigentlich fast alle wirklich gut gefallen. Besonders die häufigen Anspielungen auf Märchen haben mir sehr gefallen, so ist z.B. Ein Körnchen Wahrheit an Die Schöne und das Biest angelehnt, während Das kleinere Übel Elemente aus Schneewittchen enthält. Aber auch die Geschichten ohne Märchenbezug machen Spaß. Geralt ist ein sympathischer Protagonist und die Geschichten sind oft actionreich, sodass sie sich recht zügig lesen lassen. Geralt und die Frauenwelt Eigentlich hatte das Buch also beste Voraussetzungen, die volle Punktzahl bei mir zu ergattern, wenn da nicht die Sache mit den Frauen wäre, oder besser gesagt, wie man in der Hexerwelt über sie redet und sie darstellt. Im Grunde gibt es in den Gesprächen von Geralt und Co, wenn es um Frauen geht zwei “Running Gags” zum einen das nörgelnde, keifende und nervige Weib. Anstrengend und kompliziert zu sein, wird auch hier mal wieder als typische Eigenschaft der Frauen dargestellt und der arme Mann ist Opfer der Launen seiner Frau. Die zweite Hälfte der Witze dreht sich dann wiederum um Frau als Lustobjekt und auch in den Darstellungen der weiblichen Charaktere zeigt sich immer wieder, was der Autor offenbar für eine essenzielle weibliche Eigenschaft hält: Attraktivität nach männlicher Vorstellung. Alle jüngere weibliche Charaktere sind natürlich bildhübsch, sexy und verführerisch. Mir ist schon klar, dass das Buch aus den 90er ist und damit quasi “nur” das für diese Zeit typische Frauenbild der Fantasyliteratur wiedergibt, aber ich muss das ja trotzdem noch lange nicht gutheißen. Fazit: Der letzte Wunsch wirft mich etwas in einen Zwiespalt. Die vielen, vielen sexistischen Witze die sich oft um a) “das nervende Weib” oder b) “die Frau als Lustobjekt” drehen, stoßen mir arg im Magen auf. Trotzdem muss ich zugeben, dass die kurzweiligen Abenteuer Geralds sehr viel Spaß machen und Geralt, wenn er gerade nicht sexistisch ist, ein sehr sympathischer Charakter ist. Ich werde die Reihe also weiter lesen, weil sie mich unterhält, möchte aber eben auch darauf hinweisen, dass sie Elemente enthält, die ich nicht unterstützte.

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