Chief Propaganda Officer
Mit diesem Buch haben wir eine Anthologie vorliegen, bei der uns Gänsehaut und beschleunigter Herzschlag versprochen wurde. Ausnahmsweise muss ich auch mal das Cover und die Innengestaltung loben, die sieht noch besser aus, als man das bei den Thumbnails erkennen kann. Aber gut, wurden die Versprechen eingehalten? Wie üblich kann ich sagen: Jein. Es gab tatsächlich ein paar richtig, richtig gute Geschichten, bei denen sich gerade nachts im Bett die feinen Härchen aufstellten, aber es gab auch ein paar, die konnten mich nicht begeistern, leider häuften die sich am Anfang. Am besten, wir gehen mit ein paar Worten jede Geschichte kurz durch. 1. Das Atelier: Tatsächlich für mich so ziemlich die schlechteste Geschichte, die mich wegen des anstrengenden Schreibstils mit abgehakten Sätzen und unendlichen Wiederholungen so gar nicht packen konnte. Eine unglückliche Wahl für den Einstieg. 2/5 2. Das Dunkle deiner Träume: War mir ein bisschen zu psychedelisch und unspannend; auch hier die Wahl unglücklich, weil diese Geschichte mit der malenden Hauptperson direkt nach der ersten malenden Hauptperson kam. 3/5 3. Der Panther: Einfach nur lahm. Lahme Protagonistin, lahme Geschichte, null Grusel. Immerhin mag die Autorin "Der Panther" von Rilke, für Bonuspunkte reicht das leider nicht. 2/5 4. Die eine Nacht: Da kam endlich Grusel auf! Bei der Vorstellung, allein in der Wohnung zu sein und dann solche Geräusche zu hören, lief es mir wirklich kalt den Rücken herunter. Schade, dass es unbefriedigend endet. 4/5 5. Die falsche Schwester: Auch hier mit Gänsehautfaktor. Nicht wirklich gruselig, aber unheimlich genug, wenn man sich in die Situation versetzt. 4/5 6. Die Ratte: Eine Sci-Fi-Geschichte, die nicht wirklich gruselig war, aber durchaus gänsehauterzeugend, besonders wegen des wissenschaftlichen Faktors. Könnte ich mir gut als Buch vorstellen. 4,5/5 Highlight. 7. Die Seele des Voodoo: Konnte mich nicht wirklich packen, da es zwar schön zu lesen, aber nicht einmal den Hauch von etwas Originellem hatte. 3/5 8. Ferne Ufer: Gar nicht mal wirklich unheimlich, aber in ihrer Düsternis und Hoffnungslosigkeit grausam genug. Schön zu lesen. 4/5 9. Filmriss: Spielt ein bisschen Mindfuck, dafür gibt's einen Bonus, aber auch ein bisschen unlogisch aufgebaut. 3,5/5 10. Irrlichter: Trauriges Thema, auch gut umgesetzt, aber nicht wirklich eine Gänsehautgeschichte. 3,5/5 11. Leandra: Wunderbare Umsetzung der Geschichte innerhalb einer Geschichte mit einem hüsch-hässlichen Mindfuck-Ende. 4,5/5 Highlight. 12. Nacht der Jäger: Richtig gut geschrieben mit all dem authentischen Jagdvokabular und dem Aufbau, allerdings nicht wirklich gruselig. 4/5 13. Proband X: Huuuu. Wieder etwas Wissenschaftliches, dazu so abgefuckt klar und distanziert geschrieben, dass mir da wirklich die Gänse auf dem Rücken herumgetanzt sind. 4,5/5 Highlight. 14. Rache aus dem See: Schön gemacht mit dem Hinweis, wer geholt werden würde und dem leichten Twist dabei. Gefiel mir gut. 4/5 15. Schwarze Erde: Hier hat man ein wunderbares Shortstory-Stephen-King-Feeling bekommen, damals, als der Meister noch was taugte. Eindeutig eine der besten Geschichten. 4,5/5 Highlight. 16. Sturmnacht: Gruselig, wenn auch vorhersehbar, aber durchaus gut geschrieben. 4/5 17. Ursprung der Seele: Auch etwas zu vorhersehbar und nicht ganz so unheimlich, wie man sich das bei dem Setting wünschen würde. 3,5/5 Sehr gut gefallen hat mir auch, dass man erst am Schluss zur Auflösung der AutorInnen kam und von daher völlig vorurteilsfrei an die Geschichten ging. Alles in allem also eine durchaus empfehlenswerte Lektüre für dunkle Nächte in einsamen Häusern ...