marcello
„More Than Words“ ist meine erste Begegnung mit Mia Sheridan, auch wenn mir der Klappentext sehr bekannt erschien, aber ich glaube, dass Brittainy C. Cherry und eine weitere Autorin einmal eine recht ähnliche Idee hatten, wo ein Pärchen aus der Jugend sich aus den Augen verliert, um nach Jahren wieder zueinander zu finden. Aber gerade weil mir die Story so ein wenig vertraut wirkte, war ich doch etwas unsicher, ob ich wirklich zuschlagen sollte. Letztlich habe ich dem Buch eine Chance gegeben und war definitiv überrascht. Das Überraschendste an „More Than Words“ ist sicherlich, dass das Buch mir unheimlich viele unterschiedliche Eindrücke vermittelt hat, so dass ich lange nicht wusste, wie ich Mia Sheridan als Autorin einordnen soll. Die Kennenlerngeschichte von Jessie und Callen hat definitiv schon die nötige Schwere, die ich oft suche, denn gerade bei Callen hat man gleich gemerkt, dass diese definitiv von einigen Dämonen gejagt wird. Jessie wirkt dagegen zunächst sehr träumerisch und naiv, aber letztlich ist es glaube ich genau diese Kombination, die die beiden so perfekt füreinander in diesem Moment gemacht hat. Nach dem Zeitsprung in die Gegenwart war ich mit Callen dann erstmal gar nicht glücklich. Natürlich hat seine bereits in der Kindheit angedeutete Geschichte Spuren hinterlassen und dennoch lernen wir ihn als Mann kennen, wo wirklich mit der Lupe nach positiven Aspekten zu suchen ist, weswegen ich auch wirklich erst das Schlimmste befürchtete. Denn nicht nur ist Callens Perspektive zunächst viel von schmutzigen Gedanken geprägt, sondern er ist menschlich auch wirklich kalt, abweisend und damit einfach nicht zu packen. Deswegen war auch die Wiederbegegnung mit Jessie echt schrecklich, denn er hat sie nicht mal erkannt und ich dachte mir, was soll das denn für eine Liebesgeschichte sein? Vielleicht bin ich da auch zu romantisch, aber das ist schon ein Punkt, der so einer Geschichte Magie nehmen kann. Zum Glück hat die Geschichte aber Jessie, die definitiv der ruhende Pol ist. Sie hat sich immer noch etwas von ihrer kindlichen Naivität behalten, aber gleichzeitig ist sie auch eine junge Frau, die ich gerne begleitet habe, sich noch besser selbst in der Welt zu finden. Zudem stand sie auch im krassen Gegensatz zu Callen, denn als Expertin für altfranzösische Sprache hat sie eine sehr außergewöhnliche Leidenschaft und deswegen war ich überrascht, wie intensiv ihre Arbeit auch eingebunden wurde. Auch wenn ich die Geschichte aus dem Umkreis von Jeanne D’Arc nicht gebraucht hätte, war es schon außergewöhnlich und es hat mir eben auch bewiesen, dass Mia Sheridan durchaus eine Autorin ist, die meinen Geschmack treffen kann. Als sich das Geschehen dann auch in das französische Loiretal verschiebt, greift dann langsam aber sicher diese Atmosphäre auch auf Callen über und es wurde wirklich deutlich besser. Er alleine, aber sie beide zusammen natürlich auch. Die beiden haben auch wirklich einige schöne intensive Momente, wenn doch auch immer das Damoklesschwert über ihnen schwebt, dass sich Callen für das feste Beziehungsleben nicht bereit oder vielmehr nicht würdig fühlt. Als schließlich später sich die Konflikte häufen, hat die Geschichte wieder einen kleinen Bruch erfahren, denn ihr Streitgespräch war wirklich heftig und von beiden Seiten wurden Aussagen getätigt, die ich als viel zu viel empfunden habe, denn da wurde sich in einem Ausmaß verletzt, wovon es manchmal auch kein Zurück gibt. Dementsprechend konnte ich in dem Moment auch nicht für beide mitleiden, sondern war regelrecht entsetzt. Andererseits kommt dann dieses Ende, was wiederum echt perfekt ist. Natürlich kitschig, aber dennoch in einem Rahmen, den ich als perfekt für die gemeinsame Geschichte fand und deswegen haben mich die Schwachstellen zwischendurch umso mehr geärgert. Fazit: Mia Sheridan hat mir mit „More Than Words” eigentlich bewiesen, dass ich sie auf dem Zettel behalten sollte, weil sie über genüg Tiefgründigkeit und außergewöhnliche Ideen verfügt, aber gleichzeitig gab es eben auch klare No-Gos. Diese konnten zwar immer behoben werden, weil ich auch nicht abgebrochen habe. Ideal war es deswegen aber definitiv nicht, weswegen ich hoffe, dass sowas in späteren Büchern nicht mehr so negativ auffällt.