fernweh_nach_zamonien
Inhalt: Das Schicksal führt im Krankenlager zwei ungleiche Figuren zusammen: Durch einen glücklichen Zufall rettet ein kleines Kaninchen einem Wolf das Leben. Der Wolfskodex gebietet, dass dieser sich bei dem Nager nun revanchieren muss. Auf der Flucht vor den Jägern und bepackt mit einem Arzneikoffer voller Pillen und dem Tropf macht es sich der Wolf zur Aufgabe, das kranke Kerlchen aufzupeppeln und allen Widrigkeiten zum Trotz den meterlangen Medikamentenplan zu erfüllen. Bewegte Bilder: Auf der Homepage des Kibitz Verlags findet sich ein Buchtrailer, der die erste Begegnung von Wolf und Kaninchen und den Beginn ihres Road-Trips eindrucksvoll in Bild und Ton wiedergibt. Altersempfehlung: etwa ab 12 Jahre Mein Eindruck: Die beiden Hauptfiguren könnten unterschiedlicher nicht sein: Der Wolf, ein knallharter Einzelgänger, der sich seine Schusswunde selbst näht, trifft auf ein nervöses Kaninchen, das er nur nicht frisst, weil es aufgrund Medikamentencocktails nach Chemie riecht. Es wird nie genau benannt, welche Krankheit das kleine Kerlchen hat, aber von Beginn an wird deutlich, dass es etwas sehr Ernstes ist. Das Kaninchen muss unzählige Medikamente nehmen, Infusionen erdulden und verliert im Laufe der Geschichte das gesamte Fell, bekommt Nasenbluten und ist oft sehr schwach. Der Wolf markiert durchgehend den harten Kerl, nennt seinen Begleiter ausschließlich "Nager". Bei seiner "zufälligen" Fürsorglichkeit ist er um keine Ausrede verlegen. Beispielsweise besorgt er eine Mütze (gab's gratis zur Tankfüllung dazu) und näht ohne mit der Wimper zu zucken, ein Cape gegen die Kälte. Wenn das Kaninchen vor Erschöpfung nicht weiterlaufen kann, trägt er es, ohne ein Wort zu verlieren. Wenn's niemand sieht, blickt er liebevoll zum schlafenden Nager und streichelt ihm über das kahle Köpfchen. Dass sowohl seine rotzfreche Art wie auch der Wolfskodex nur ein Vorwand sind, wird Lesenden bereits nach wenigen Seiten klar ;-) Harte Schale, weicher Kern. Da wird einem ganz warm ums Herz. Die Figuren sind durchgängig einfach gezeichnet und auf das Wesentliche reduziert, was mir sehr gefällt und einen gewissen Reiz ausmacht. Weniger ist schließlich oft mehr. Zudem kommen viele Szenen ganz ohne Text und dafür als ganze Seite hervorragend zur Geltung. Dieser Comic ist nicht nur unglaublich gut gezeichnet und strukturiert, sondern er regt auch zum Nachdenken an. Man erkennt schnell, wie viel Herzblut und persönliche Erfahrung in der Geschichte und den Figuren stecken. Es geht um Leben und Tod bzw. Krankheit und dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 12 Jahren stimme ich zu. Die Geschichte ist außergewöhnlich tiefsinnig und rührend, denn die Krankheit des Kaninchens steht im starken Kontrast zu den witzig gezeichneten Figuren und den turbulenten Ereignissen. Beim Lesen verdrückt man das ein oder andere Tränchen. Man staunt, wofür ein Tropf in der Not hilfreich sein kann. Und noch mehr darüber, welcher Mut in dem kleinen Kaninchen steckt, wenn es darauf ankommt. Denn all der (körperlichen) Schwäche zum Trotz, ist es stark und tapfer. Zum Fortgang des Abenteuers werde ich an dieser Stelle nichts verraten, denn es steckt voller Überraschungen, die ich keinesfalls vorwegnehmen möchte. Trotz der Thematik "Krankheit" hat das Abenteuer eine gewisse Leichtigkeit, bleibt hoffnungsvoll und der Humor kommt keineswegs zu kurz. Der Comic ist witzig, unterhaltsam und tiefsinnig zugleich. Von Herzen gerne gebe ich 5 von 5 Medikamentenkoffer sowie eine Leseempfehlung! Fazit: Ein außergewöhnliches Road-Trip zum Mitfiebern! Herrlich witzig und unglaublich kreativ gestaltet, dabei tiefgründig und einfühlsam und ganz wundervoll gezeichnet. ... Rezensiertes Buch: "Trip mit Tropf" aus dem Jahr 2022