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mabuerele

Posted on 17.5.2022

„...Niemand ahnte, dass sie alle auch ohne Münzwurf regelmäßig nachts an diesen Ort zurückkehren würden. Unfreiwillig. In ihren Alpträumen...“ Wir befinden uns zu Beginn der Geschichte am berühmten Trevi – Brunnen in Rom. Kurz nach obigen Zitat stürzt aus großer Höhe der Direktor des Vatikanischen Museums auf den Brunnen. Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Doch die Bezeichnung allein wird dem Buch nicht gerecht. Es ist gleichzeitig ein Reiseführer durch Rom und Florenz sowie ein kulturhistorischen Abriss über die Werke von Michelangelo.Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Er unterstützt dabei den hohen Spannungsbogen und lässt ruhige Momente zu, wo es zu Grundsatzdiskussionen über Michelangelos Kunst kommt. Die Studentin Julia hat ein Bild der Pieta in Rom bekommen. Daran war ihr eine Kleinigkeit aufgefallen. Deshalb bietet ihr der Kunsthistoriker Eriksen, der gleichzeitig ihr Professor ist, an, dass sie ihn nach Rom begleiten darf. Da das Foto von ihrem Exfreund Daniel stammt, darf der auch mit. Ab und an blitzt ein feiner Humor auf, so bei der Busfahrt durch Rom: „...Der Busfahrer steuerte sein Gefährt präzise von einem Schlagloch zum nächsten Krater….“ In Rom wird Eriksen vom Papst um Hilfe gebeten. Unbekannte drohen mit der Zerstörung der Sixtinischen Kapelle. Die Malereien der nackten Menschen betrachten sie als Doppelmoral der Kirche. Die Zerstörung eines anderen Kunstwerks wurde in den sozialen Medien schon demonstriert. „...Glauben Sie mir, Spinner gibt es überall auf der Welt...“ Ab und an lässt mich der Autor an den Aktionen dieser Spinner teilhaben. Die sind alles andere als harmlos. Eigenartig ist nur, dass die Forderung sich ab und an ändern. Währenddessen diskutieren Eriksen, Daniel und Julia darüber, ob die Laokoon – Gruppe eine Fälschung von Michelangelo ist. „...Es geht in der Gruppe um das Thema Untergang. Jede Figur stellt ein anderes Stadium dar...“. Gerade die kunsthistorischen Diskussionen zeugen von exakter Recherche des Autors. Natürlich darf ich als Leser all die Orte besuchen, wo sich die Kunstwerke und Dokumente darüber befinden. Die eine oder andere Verschwörungstheorie wird gekonnt in die Handlung integriert. Michelangelos Werke sind dafür geradezu prädestiniert. Für mich als Leser ist lange nicht klar, wer zu den Tätern gehört. Zwei davon lerne ich zwar kennen. Das sind die, die die Drecksarbeit machen. Der Rest aber bleibt im Dunkeln. Und kurze Telefongespräche deuten an, dass es selbst im Vatikan Verschwörer gibt. Immer wieder gibt es Aktionen, die irgendwie nicht zusammenpassen. Am Ende aber bleibt keine Frage offen. Das komplizierte Geflecht aus Verschleierung, Ablenkungsmanövern und eigentliche Zielen wird gekonnt aufgedröselt. Ein inhaltsreiches Nachwort trennt Fakten von Fiktionen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe eine Menge dazugelernt und wurde gleichzeitig sehr gut unterhalten..

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