Buchdoktor
Als Kind war Alina oft bei den Eltern ihres Vaters zu Besuch in Spechthausen bei Eberswalde. Der Kontakt zu ihrem Großvater Siegfried Engelhardt war jedoch bald nach dem Tod von Alinas Vater abgebrochen, da ihre Mutter sich mit den Schwiegereltern nicht verstand. Als wenig überraschend die lange kriselnde Beziehung zu ihrem Partner zerbricht, findet die junge Event-Managerin sich mitten in den Sommerferien ohne Wohnung und ohne Einkommen wieder. Nun steht sie in Spechthausen nach 20 Jahren Abwesenheit im großelterlichen Haus neuen Besitzern gegenüber, da Großvater Siegfried inzwischen ein anderes Haus gekauft hat, das auf einem riesigen Grundstück überdimensioniert für einen über 80-Jährigen wirkt. Siegfried wird von seinen Nachbarn gut umsorgt und scheint zufrieden mit seinem Ehrenamt als Biber-Beauftragter. Alina will zuerst nur eine Nacht bleiben, doch schon am nächsten Tag hat sie den Junggesellen-Haushalt an sich gerissen und beginnt, auf dem Dachboden den Nachlass ihrer Großmutter zu sortieren. Wenig später verkündet sie, dass das Haus neue Fenster und eine Wärmedämmung braucht; Siegfried kann offenbar froh sein, dass Alina an Küche und Bad nichts auszusetzen findet. Was Siegfried möchte und wie Alinas ehrgeizige Pläne zu finanzieren sind, findet sie erst einmal nebensächlich. Reichlich dreist für eine Frau, die nach 20 Jahren Funkstille überraschend und mittellos vor der Tür steht. Alina und Siegfried verstehen sich jedoch gut miteinander und können das jahrelange Schweigen zwischen den Generationen klären. Als Alina die Geschwister Isabel und Elias trifft, erinnert sie sich daran, wie eng sie als Kinder damals befreundet waren. Isabel lebt inzwischen mit ihrem Bruder und Isabels Tochter Mia ein einer funktionierenden WG, die kleine Familie kann allerdings finanziell keine großen Sprünge machen. Dass Alina sich sofort wieder heimisch fühlt und das Leben im Dorf so viel leichter wirkt als in der Großstadt, erstaunt kaum. Ehe die junge Generation jedoch Pläne in Richtung Existenzgründung schmieden kann, wird Alina das Leben in der Provinz auch von seiner weniger romantischen Seite kennenlernen. Nach einem unglaubwürdigen Einstieg (mitten im heißen Sommer schienen mir die anfallenden Arbeiten zu spontan zu gelingen und zu wenig schweißtreibend zu sein) entwickelt die Handlung sich jedoch glaubwürdig zum Sinnieren darüber, welche Träume die Figuren einmal hatten und wie sie sie zu verwirklichen suchten. Eine Eventmanagerin wie Alina mag beruflich effektiv und zupackend sein müssen, im Privatleben wirkte sie auf mich aufdringlich, ichbezogen und stets bemüht, sich anderen Menschen überlegen zu fühlen. Dass eine so fordernde Person als Icherzählerin die Fäden des Romans in der Hand behalten durfte, hat mir nicht gefallen!