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schnaeppchenjaegerin

Posted on 9.5.2022

Rose Napolitano hatte bereits im Alter von 14 Jahren entschieden, später keine Kinder haben zu wollen. Ihrem Ehemann Luke hatte sie dies schon vor der Hochzeit zu verstehen gegeben und er war mit ihrer Entscheidung, ihrer Karriere als Wissenschaftlerin den Vorzug zu geben, einverstanden. Als Luke nach einigen Jahren umschwenkt und Rose drängt, ihre Entscheidung zu überdenken, gerät die Ehe in eine Schieflage. Rose verspürt nach wie vor keinen Mutterinstinkt und möchte keine Kinder. Ihr wird jedoch bewusst, dass sie Luke verlieren wird, wenn sie seinem Wunsch nicht nachgibt. "Die neun Leben der Rose Napolitano" beginnt mit einem Streit zwischen Rose und ihrem Ehemann Luke um fruchtbarkeitsfördernde Vitaminpillen am 15. August 2006 und zeigt sodann neun mögliche Wege auf, wie es nach dem Streit weitergegangen sein könnte. Es sind neun ganz unterschiedliche Leben für Rose - mal mit, mal ohne Kind, mal mit, mal ohne Luke, mal mit der Entscheidung, für sich und seine Wünsche einzustehen, mal mit der Entscheidung, zurückzustecken und ein Leben zu leben, das Rose eigentlich niemals wollte. Der Roman dreht sich dabei weniger um die Frage, ob nur ein Leben mit Kind lebenswert ist, sondern vielmehr um die Angst, sich selbst zu verlieren, das Hadern, eine lebensverändernde Entscheidung treffen zu müssen und mit den Auswirkungen, die sich daraus ergeben. Die Lektüre verlangt Konzentration, denn die unterschiedlichen Lebenswege werden nicht in abgeschlossenen Kurzgeschichten erzählt, sondern peu à peu kommt ein Leben hinzu, bis sich die Leben 1 bis 9 unregelmäßig abwechseln. Dabei sind die alternativen Leben trotz Wiederholungen, die sich durch das Ausgangsszenario ergeben, nicht eintönig, sondern jedes auf seine Weise interessant. Es ist regelrecht spannend, wie viele Möglichkeiten sich aus einer Entscheidung für oder gegen Nachwuchs ergeben - für Rose persönlich und für ihre Beziehung zu Luke. Gleichbleibend ist der Druck, der auf Rose lastet. Für ihren Mann, ihre Eltern und Schwiegereltern scheint ein Leben ohne Kinder oder Enkel leer und Rose wird mit ihrer Entscheidung dagegen einerseits nicht wirklich ernst genommen, andererseits als eigenartig niedergemacht, so dass sich Rose wie ein Ungeheuer fühlt. Eine Frau, die keine Kinder möchte, gilt gesellschaftlich als exotisch, eine Ausnahmeerscheinung, wie dieser Roman sehr deutlich zeigt. Gleichzeitig steht diese Ablehnung für den Mut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und noch mehr, auch dazu zu stehen. Das Buch ist emotionsgeladen und sicher polarisiert Rose in der ein oder anderen Version, denn jede Entscheidung macht etwas aus Rose, das nicht immer sympathisch wirkt. Der Roman handelt von Selbstbestimmung und der Rolle der Frau, die nicht (mehr) vorbestimmt ist, Mutter zu sein. Er liefert tiefgehende Erkenntnisse zu Mutterschaft, aber vor allem auch zu Ehe und Partnerschaft, so dass man sich selbst in der ein oder anderen Situation wiederfinden kann. Die neun alternativen Leben zeigen eindringlich, dass es letztlich kein richtig oder falsch gibt und dass selbst die Entscheidung, für seine eigenen Bedürfnisse einzustehen und sich selbst treu zu bleiben, nicht unbedingt DIE Lösung ist. Rose macht eine glaubhafte Entwicklung durch und erkennt, dass es verschiedene Arten gibt, eine Mutter zu sein und Frieden mit ihrer jeweiligen Entscheidung zu schließen. Der Roman überzeugt durch seine originelle, fordernde Erzählart und die substantiellen Fragen, die er aufwirft.

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