sursulapitschi
Das Beste an diesem Buch ist der Rezeptteil im Anhang. Das ist eine hübsche Idee und verhilft ihm zu einem zweiten Stern. Ansonsten bietet es alles, was ich befürchtet habe und legt noch einen drauf. „Eine Träne zittert am Wimpernrand und fällt schließlich in die Teigmasse. Das bisschen Salz kommt gerade recht. Es ist sein Geheimnis, dass eine süße Wehmut mit der Zubereitung seiner tourtes einhergeht, dieser typisch elsässischen Pastete. Die Träne ist die eines kleinen Jungen, der alles daransetzt, die Erinnerung an seine Mama wachzuhalten." So etwas verschlägt einem doch die Sprache, natürlich. Robert hat sich in sich selbst zurückgezogen, seit er als Kind die Mutter verlor. Jetzt ist er in den 50ern und spricht nur noch mit seinen Hühnern und seinem Gemüse. Zum Glück gibt es patente Frauen in seinem Umfeld, die sich liebevoll fordernd bemühen, ihn aus seinem Schneckenhaus zu holen. Dabei behandeln sie ihn eher wie ein Kleinkind. Sitzt er im Schmollwinkel, kommt durchaus der putzige Herr Hase zum Einsatz, eine Handpuppe aus Kindertagen, ganz reizend. Es wird nicht ganz klar, ist der Mann tatsächlich geistig benachteiligt, traumatisiert oder ein Eigenbrötler. Das tut allerdings der zarten Liebesgeschichte keinen Abbruch, die man hier lesen darf und die mal wieder zeigt: Liebe heilt doch alle Wunden. Sicherlich gibt es Leser, die Spaß an so einer Geschichte haben. Ich bin leider nicht das richtige Publikum und habe so ein Buch schlichtweg nicht vom Eichborn Verlag erwartet. Es ist ein schamloser Cocktail von Betulichkeit und Küchenphilosophie, eigentlich schon eine Beleidigung für die Intelligenz des Lesers.