schokoflocke
Vom Leben eines Anderen besessen „ Das ist kein Tausch, das ist Identitätswäsche. Manche wollen ihr schmutziges Geld waschen, und Andere ihre Vergangenheit. Und zwar nicht wenige. Stammbäume wurden schon immer gehandelt. " Rie trauert noch um ihren verstorbenen Ehemann, als sie etwas erschütterndes rausfindet - der Mann war gar nicht der, für dem er sich ausgegeben hat. Sein Name, seine Familiengeschichte und ganze Vergangenheit gehören einem Anderen. Da sie wissen will wer ihr Ehemann wirklich war und warum er eine falsche Identität benutzt hat, bittet Rie den Anwalt Akira Kido um Hilfe. Je länger Kido über den Identitätstausch recherchiert, desto verlockender. wird auch für ihn der Gedanke das Leben eines Anderen zu leben. Es was das außergewöhnliche Thema, das mein Interesse an diesem Buch geweckt hat. Mit der Vergangenheit abzuschließen und ein Neuanfang zu starten wünschen sich viele, eine fremde Identität anzunehmen ist aber eine sehr extreme Lösung. Der Schreibstil ist sehr eigen, es gibt durchaus flüssige und fesselnde Stellen, da fliegen die Seiten nur so hin, dann wird’s immer wieder trocken und distanziert. Allerdings fand ich die langwierige Erklärungen zu der japanischen Gesellschaft, Geschichte und Rechtslage auch notwendig um die Problematik zu verstehen und das Geschehen nachvollziehen zu können. Objektiv betrachtet ist das ein kluges, tiefgreifendes und leicht philosophisches Buch, leider hat es mich auf der emotionalen Ebene nicht ganz erreicht. Durch die vielen Erklärungen hab ich zwar verstanden worum es geht, aber der Kern der Geschichte blieb für mich bis zum Schluss fremd und nicht ganz greifbar. Ich bin davon überzeugt, dass die japanischen Leser viel mehr aus der Geschichte mitnehmen können und das Thema in Japan wahrscheinlich auch nicht so außergewöhnlich ist. Obwohl das Buch für mich nur begrenzt zugänglich war, lesenswert fand ich es aber trotzdem. Es war einfach ein kleines Experiment und eine ganze neue Leseerfahrung.
