girasole
Greisin bestialisch ermordet – ein True-Crime Schauplatz Heiliger Abend 1974 in der Südpfalz Die 72jährige Anna Hager wird grausam ermordet aufgefunden. Sie lebte alleine in ihrem verwahrlosten Haus, war geistig etwas zurückgeblieben und „verschisse“ ist quasi das Wort, das sie ständig verwendete. Als Leser lernt man durch die ermittelnden Beamten Melchinger und Wachtel die ganze Dorfgemeinschaft kennen und man kann sich sein eigenes Bild machen, wer hinter dieser Tat stecken könnte oder war es womöglich ein Auswärtiger? Denn die Dorfbewohner können sich nicht vorstellen, daß es einer von ihnen war. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, wird auf zwei Zeitebenen erzählt – eine viele Jahre vor dem Verbrechen und die zweite beschreibt die aktuelle Situation 1974. Bei dem Buch handelt es sich um den Debütroman der Autorin, die zum Tatzeitpunkt in dem Dorf lebte und 9 Jahre alt war. Als Leser konnte man nicht einschätzen, an wieviel sie sich selbst erinnern konnte bzw. wieviele und welche Informationen/Fakten sie aus Erzählungen der Bewohner bzw. der Presse erhalten hat. Für mich war es nicht einfach in dieses Buch zu finden. Die Wortwahl war mir persönlich oft zu derb, die Atmosphäre im Dorf eindeutig zu düster und zu trostlos. Es kam bei mir sehr selten ein positiver Eindruck auf, vielleicht bei Dieterle, wie er sich um seine kranke Mutter sorgte. Es war ein Leben in einer Blase, das die Autorin dramatisch, eindringlich und bildhaft schildert. Den Ort haben die Einwohner scheinbar selten verlassen bzw. es kamen auch sehr wenige (Teppichhändler?) zu ihnen zu Besuch. Als Leser hatte ich das Gefühl eines kleinkarierten Lebens in einer Isolation. Für das Jahr 1974 erschien mir das etwas zu überzogen. Die Dorfbewohner kannten sich alle bestens, waren schrullig, plauderten und tratschten gerne, deshalb wußte jeder wirklich alles über seine Nachbarn. Auch bei den Beschreibungen der einzelnen Wohnungen/Häuser hatte ich den Eindruck, daß sich überall ein miefiger Geruch festgesetzt hatte, lediglich Dieterle sorgte mit seinem Putzfimmel im Elternhaus für klinische Sauberkeit. Ebenso wurde das Hinter-der-Gardine-stehen, die Kittelschürzen und ähnliches authentisch beschrieben. Aber nichtsdestotrotz kann man unter vielen Leuten einsam sein. Es ist ein außergewöhnlicher, interessanter Roman, der das Jahr 1974 in der Pfalz und diesen Mordfall realistisch widerspiegelt. Die Beschreibung der einzelnen Personen, ihre Psyche und das Eintauchen in die Gemeinschaft fand ich gut dargestellt. Mich konnte das Buch trotzdem nicht völlig überzeugen. Dies betraf vor allem die derbe Sprache und das Überzeichnete.