
renee
Zugehörigkeit Dieses Buch ist ein ganz nettes und auch ein etwas verstaubtes Lesevergnügen. "Ein Sommer in Brandham Hall" ist eine literarische Reise in das Jahr 1900 und ein Blick auf eine sehr fragwürdige Moral. Aber gut, moralisierendes Verhalten und Denken hat oft eine mich wenig überzeugende Note und wirkt etwas verlogen und die menschlichen Eigenschaften ignorierend. Der 12-jährige Leo Colston darf im Sommer für einige Zeit seinen Schulfreund Marcus Maudsley auf dem Landgut der Eltern besuchen und wird dort zum Boten für Marian, der Schwester von Marcus und dem Pächter Ted Burgess. Einerseits macht der Junge sich erst einmal keine Gedanken deswegen, spielt doch beim Charakter des Jungen auch eine gewisse Unterwürfigkeit der reicheren und deshalb mächtigeren Familie eine Rolle und auch deswegen möchte das Kind gefallen, weil es in den illustren Kreis der gehobeneren Gesellschaft aufgenommen werden möchte, wird auch dadurch zu einem Narren, einem Clown. Als er schließlich den Braten langsam zu riechen beginnt und seine bisherigen Sichten zu wanken beginnen, reagiert er folgenschwer. Dadurch, dass ein Leo Colston mit über sechzig Jahren auf einen roten Karton stößt und darin sein Tagebuch findet, wird er zum Nachdenken gebracht, die bedeutsamen Ereignisse im Jahre 1900 werden wieder lebendig. Und das damalige Denken von Leo mit seinen heutigen Sichten verglichen. Und dies macht das Buch dann wieder interessanter, denn den 12-jährigen Leo fand ich persönlich etwas anstrengend, zu einem gewissen Teil auch etwas abstoßend. Auch wenn Leo ja für seine Erziehung und ihre Moralvorstellungen nichts kann. Aber dennoch macht dieser Charakter etwas mit mir!