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Nachts grübeln und googeln? Stephen Law hat Erklärungsansätze Nachts liegen Menschen wach und stellen sich Fragen. Grübeln und googeln nach den Antworten auf existenzielle Fragen. Sinnfragen wie: „Sollte man Kinder bekommen?“, „Gibt es einen freien Willen?“, „Liegt Schönheit im Auge des Betrachters?“, „Bin ich normal?“, „Wer bin ich?“. Oder abstruse Fragen, nach der Existenz von Gespenstern und auch traurige wie „Warum habe ich keine Freunde?“. Stephen Law hat fünfundvierzig unterschiedliche Fragen recherchiert von denen etliche von der Autovervollständigung vorgeschlagen werden, wenn man in der Suche gewisse Triggerworte eingibt. Manche wird er sich auch ausgedacht haben für dieses Werk. Ist er doch selbst Philosoph, der bereits Bücher für Erwachsene und Kinder als Einstieg in sein Wissensgebiet verfasst hat. Darunter zum Beispiel „Warum die Kreter lügen, wenn sie die Wahrheit sagen.“ Law fungiert als Mittler, verfügt glücklicherweise aber auch über ein breit gefächertes Allgemeinwissen und nutzt auch bekannte wissenschaftliche Studien um diese Fragen zu beantworten. Die PhilosophInnen reichen von Platon, über Sarte, de Beauvoir, Singer, W.K. Clifford, John Stuart Mill, Hobbes und Hume. Dabei bleibt er immer verständlich, mir anfangs sogar zu einfach, als ich noch fürchtete er würde sich nur auf die längst verstorbenen Philosophen stützen um die Fragen zu erörtern, doch dem ist nicht so. Tatsächlich sind nicht alle Fragen in diesem Buch gleich interessant für alle Menschen. Wer wie ich der Ansicht ist es gäbe keine Gespenster wird von Laws Antwort weder sonderlich überrascht noch gefesselt sein, geschweige denn neue Denkanreize erhalten, wie bei der Frage nach der Schönheit. Und um meinen Lieblingsdichter Gernhardt zu zitieren: „SELBSTVERTEIDIGUNG Die alte Frage »Wer bin ich?« hebt wieder mal ihr Haupt. »Du bist viel blöde, Frage! Hau ab, sonst ich dich schlage!« Da läuft sie, daß es staubt!“ Dessen Antwort auf „Wer bin ich?“ halte ich seit vielen Jahren für die praktikabelste. Dennoch ist „Nachts im Internet“ ; hier ist der Originaltitel eher passend: „What Am I Doing with My Life?“, eine Bereicherung für etliche Fragen des Lebens die zwar einfache (siehe Cover), aber keine schlichten Antworten gibt und sicherlich besser ist als Antworten im Internet bei Google zu suchen. Viel besser! Google (hier gerne die bevorzugte Suchmaschine einsetzen) dagegen funktioniert klasse bei Kochrezepten, wenn man Zutaten hat und was draus zaubern möchte. Lebensberatung und Perspektiverweiterung finden sich jedenfalls bei Stephen Law, zusammen mit weiterführenden Lektüre Vorschlägen. Ansonsten gilt, jede/r ist frei sich Gedanken zu machen und nach Antworten zu forschen. Zu beachten ist dabei nur Kapitel 16 „Was ist Bullshit?“ Und dafür sind Bücher, die Wissenschaft, Philosophen meist der sicherere Pfad zu den gesuchten Antworten. Und nicht alle Fragen können abschließend beantwortet werden, sie sind abhängig vom fragestellenden Individuum.