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derduftvonbuechernundkaffee

Posted on 3.5.2022

Inhalt: Nach zwei Jahren in einer toxischen Beziehung mit ihrem gewalttätigen Freund wagt Mia endlich einen Neuanfang. Bei ihrer Schwester Megan, die in einem kleinen Städtchen in Idaho wohnt, möchte sie für eine Weile zur Ruhe kommen. Als Mia in Belmont Bay ankommt, muss sie sich erst einmal an das neue Leben gewöhnen. Der Kontrast zu New York ist groß. Hier kann man kaum einen Atemzug machen, ohne dass es nicht gleich die ganze Stadt weiß. Neben viel Natur, dichten Wäldern, Seen und einem Blick auf die Rocky Mountains gibt es hier nicht viel. Mia, die in New York ihr Medizinstudium abgebrochen hat, findet durch einen Zufall schnell eine Anstellung als Aushilfe für die gerade in Mutterschaftsurlaub gehende Sprechstundenhilfe der örtlichen Arztpraxis. Und steht somit schnell im Mittelpunkt des Geschehens. In Belmont Bay gibt es nicht viel, das man in seiner Freizeit jenseits von Wandern unternehmen kann. So verwundert es nicht, dass das kleine Diner, mit den berühmten Milchshakes, für viele Jugendliche das Zentrum der Ferien ist. Auch Mia verirrt sich schnell hierher und lernt den Barkeeper Conner kennen. Es dauert nicht lange, bis sich Conner und Mia näher kommen. Bald schon begleitet Mia ihn auf Wanderungen durch die endlosen Wälder und hilft ihm bei Renovierungsarbeiten am Haus. Conner ist es, der Mia dabei unterstützt, ihren Traum, zur Schauspielerei zu finden, zu verwirklichen, indem er sie zu einem Vorspiel beim örtlichen Theater ermutigt. Als Gefühle ins Spiel kommen, muss Mia feststellen, dass auch Conner mit den Geistern seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Beide müssen sich fragen, ob sie schon bereit für eine neue Beziehung sind, oder ob nicht zu viele dunkle Schatten in ihnen toben, die es zuvor zu bekämpfen gilt. Meinung: Im Nachwort des Buches erfährt der Leser, dass man mit dem Roman ein autobiographisch geprägtes Werk in den Händen hält. Justine Pust hat in ihrer Vergangenheit am eigenen Leib erfahren müssen, wie schwer es ist, sich einer toxischen Beziehung zu entziehen. Diese Erfahrungen merkt man dem Buch an. Bei „With you I dream“ handelt es sich also nicht um ein locker-leichtes Jugendbuch, so dass es empfehlenswert ist, zuvor die Triggerwarnung am Ende zu lesen, die über häusliche Gewalt hinaus, auch noch einige andere Themen wie Verlustbewältigung und Panikattacken, anspricht. Angereichert wird das Buch durch das gelungene Setting einer Kleinstadt, mitten im Herzen des naturbelassenen Bundesstaates Idaho. Hier gibt es gebirgigen Landschaften und weitläufige Wälder. In Belmont Bay hat jeder seine Rolle inne. So verwundert es nicht, dass Mias Eintreffen für Klatsch und Tratsch sorgt. Nach und nach, fasst diese jedoch Fuß. Sie findet, durch einen Zufall, eine Anstellung und kämpft um einen Platz als Schauspielerin am örtlichen Theater. Doch gegen Caroline, die bislang jede Hauptrolle für sich beansprucht hatte und die jeden Emporkömmling bisher erfolgreich vertrieben hat, wird es schwer werden. Wie gut, dass Conner ebenfalls eine Leidenschaft für Shakespeare hegt und gerne gewillt ist, Mia bei ihren Plänen zu unterstützen. Mia und Conner kommen sich also gegenseitig näher. Sie verbringen gemeinsame Zeit, spenden sich Trost in düsteren Stunden und das auch nicht selten mit Zitaten aus Shakespeares Stücken. Bei beiden blieben viele offene Wunden der Vergangenheit.Während Mia immer noch Angst hat, dass ihr Ex-Freund sie eines Tages erneut aufsuchen könnte, hat Conner mit einem schweren Verlust zu kämpfen. So sehr beide einerseits eine Hilfe für den jeweils anderen bieten, so sehr brauchen sie manchmal aber auch Abstand zueinander. Dieser innere Konflikt wird von der Autorin sehr glaubhaft geschildert. Auch wenn es sich bei „With you I dream“ um einen Reihenauftakt handelt, so ist diese Geschichte in sich abgeschlossen und lässt sich gut als Einzelband lesen. Der zweite Teil der Reihe widmet sich der Geschichte von Mias Schwester Megan. Fazit: Die Autorin, Justine Pust, beschönigt in "With you I dream" nichts und verhandelt ernste Themen: toxische Beziehungen, Misshandlung und Verlusterfahrungen. Die Weisheit, der sich auf eigene Erfahrungen berufenden Autorin, führt in ein fesselndes Thema im lesbaren Gewand ein. Schnell avanciert das Buch zu einer interessanten Charakter- und Millieustudie. Humorvoll und herzenswarm wird von sozialer Kontrolle und Menschen in einer Kleinstadt erzählt. Dass die Protagonisten so detailliert und lebensnah beschrieben werden, erleichtert den Zugang und das Hineinfühlen in die Figuren des Buches und deren innere Welten. Der Reihenauftakt ist wirklich gelungen. Buchzitate: „Es ist schwer zu erklären, was es mit einem macht, wenn man nie weiß, ob man Blumen oder Schläge bekommt. Und ich weiß, wie das klingt. Feige und schwach.“ - „Nichts an dir ist schwach.“

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