gwyn
Die schwedischen Künstlerin Hilma af Klint (1862–1944), auf Schloss Karlsberg geboren, entstammt einer Familie von hohen Marineoffizieren. Sie ist die erste Künstlerin, die abstrakte Bilder malte. Unsichtbar – zunächst. Sie war ihrer Zeit voraus, nicht sehr bekannt. Und nach einem Besuch von C.G. Jung in ihrem Atelier, der meinte, ihre Bilder würden wahrscheinlich von den Menschen erst in 50 Jahren verstanden werden, fasste sie einen Entschluss: Sie legte testamentarisch fest, dass ihr hinterlassenes Werk erst 20 Jahre nach ihrem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Hilma war vielbelesen, kannte die neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen ihrer Zeit und versuchte, sie künstlerisch und spirituell zu verstehen. Ihre abstrakten Formen entwickelte sie bereits 1906, viel früher als Wassily Kandinsky, der sich aber als Erfinder der abstrakten Kunst rühmte. Hilma af Klint wuchs in einer Zeit auf, in der viele neue Entdeckungen gemacht wurden. Sie studierte Kunst an der «Königlichen Akademie der freien Künste» in Stockholm. Magnetismus, unsichtbare Wellen und Atome ließen für sie eine unbekannte, unsichtbare Welt erahnen. Als Hilma 18 Jahre alt war, verstarb ihre Schwester. Sie glaubte immer wieder, ihre Stimme aus dem Jenseits zu hören, und beschäftigte sich nun mit Okkultismus. Sie trat mit ihren Freundinnen der Gruppe «Die Fünf» bei, nahm hier in Séancen und spiritistischen Sitzungen Kontakt mit der Geisterwelt auf. Mehrere Jahre beschäftigte sie sich mit Landschaftsdarstellungen und Porträts, verdiente ihren Lebensunterhalt gemeinsam mit ihrer Freundin Anna Cassel als Illustratorin für eine Schrift über die Behandlung von Pferdekrankheiten. Dann verspürte sie, einem Drang nachgehen zu müssen, malte Formen. In ihren Bildern gab sie zum Ausdruck, was sie empfand und sah, wenn sie mit der Geisterwelt in Kontakt trat, und sie setzte sich mit den unsichtbaren Wellen der modernen Technik auseinander. Es war nicht standesgemäß für eine Adelige, als Künstlerin aufzutreten. Hilma af Klint schuf mehr als 1000 Gemälde, Skizzen und Aquarelle, hat die Malerei revolutioniert, obwohl sie zunächst mehr oder weniger unsichtbar blieb, wie eben das, mit dem sie sich auseinandersetzte. Sie blieb unverheiratet und pflegte Beziehungen mit Frauen. Dieses Kinderbuch erzählt die Geschichte einer Künstlerin, die ihrer Zeit voraus war, die versuchte ihre Botschaften aus der Geisterwelt vermitteln und die heute eine der wichtigsten Wiederentdeckungen der Kunstwelt ist. Mit Reproduktionen von Hilma af Klints Werken und Illustrationen von Karin Eklund zur Biografie der Malerin ist diese kleine Kunstgeschichte entstanden. Ylva Hillström lässt uns in die Gedankenwelt der Malerin eintauchen. Aber nicht nur das, es werden auch die Erfindungen des Jahrhunderts erklärt, die ja ebenso die Künstlerin inspirierten. Eine Frau, die aus der Zeit fiel, ihren eigenen Zielen folgte, sich nicht um die Etikette scherte. Gleichzeitig spiegelt das Bilderbuch ein Stück Zeitgeschichte, denn Okkultismus war im 20. Jahrhundert sehr beliebt. Der E.A. Seemann Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren für das Kindersachbuch. Das geht für mich in Ordnung. Ein Buch, das zum Malen anregt, selbst mit Formen zu spielen. Ylva Hillström arbeitet seit vielen Jahren als Kuratorin für Vermittlung am Moderna Museet in Stockholm und ist spezialisiert auf die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Sie war für das Familienprogramm der Hilma af Klint-Ausstellung 2013 verantwortlich. Ihre Bücher über Kunst und Kreativität, die sie auf Schwedisch veröffentlicht hat, waren bereits für mehrere Preise nominiert. Außerdem hat sie Forschungsartikel über die Ausbildung in den frühen Tagen des Moderna Museet und über die legendäre Moderna Museet-Ausstellung She – A Cathedral geschrieben. Karin Eklund ist Illustratorin und Künstlerin und lebt in Cambridge. Sie hat Kunstgeschichte in Uppsala und Madrid studiert. In London arbeitete sie in einer Reihe von Galerien für zeitgenössische Kunst und als Direktorin des Delfina Studio Trust, einem großen Artist-in-Residence-Programm für internationale Künstler. Wann immer sie konnte, zeichnete und malte sie und lebte abgeschieden in Schottland, um sich ihren eigenen Arbeiten widmen zu können. 2012 schloss sie ihren Master of Arts in Kinderbuchillustration an der Cambridge School of Art ab. Mit «Kids Yoga» landete sie 2018 auf der Longlist für die Cilip Carnegie Medal. Sie illustriert für die Bildungsabteilung des Moderna Museets in Stockholm, das Centre for Family Research (University of Cambridge) und viele andere Organisationen.