Literaturlounge
Also, man kann ja nun vieles über mich sagen, aber Erzählungen und Kurzgeschichten sind neben Gedichte nun wirklich nicht gerade mein Spezialgebiet, aber das, was Didierlaurent hier schreibt, muss ich erstmal verdauen. Ich fange mal besser von vorne an. Also nichts gegen e-Books, aber das Buch MUSS als Buch gekauft werden, und dass mit dem muss meine ich genauso und nicht anders. Gut, der erhabene Buchumschlag, geschenkt, dies kommt ja mittlerweile öfter vor. Aber die Schriftarten, verschiedene Farben der einzelnen Geschichten oder eine andere Schriftart, all dies sorgt schon alleine für ein besonderes Gefühl. Es verstärkt einfach das Lesegefühl. Es wird mit dem Druck gespielt und dies nicht nur mal so hin geklatscht. Und dann diese Geschichten. Es ist einfach ein Genuss. Jede der 11 Geschichten hat so einen Tiefgang und sie behandeln immer wieder Tabuthemen mit einem Herz und teilweise mit einer Komik, die einen zum Schluss einfach nur Lachen lässt. Ich nehme einfach einmal die Titelgeschichte, in der das Mädchen von Nr.12 an den Rollstuhl gefesselt ist und es einfach so völlig normale Sachen vermisst. Sie genießt es in einer Mautstation zu sitzen und zu arbeiten, wo man ihre Behinderung nicht sieht. Als sie dann ein Date hat, und derjenige sie auslacht, tut es ihr im ersten, und nur im ersten, Moment weh, und dann kann sie selbst darüber lachen. Es geht sehr oft um den Verlust, des Vaters, Kindes, leben im Altenheim und viele andere Dinge. Es schmerzt oft, wenn man die Geschichte fertig gelesen hat. Teilweise schmerzt es auch schon mitten drin, denn die Erzählungen sind mit so viel Herz und Tiefgang geschrieben, dass man das Gefühl hat, der Autor muss dass selbst erlebt haben. Aber dann sehe ich mir die Biografie der Autoren an und merke, Mensch dieser Mann ist gerade mal 10 Jahre älter als ich - und dann kann er so schreiben! Er deutet immer wieder an, sorgt innerhalb von ein paar Sätzen für eine tolle Atmosphäre und ist das ist auch ganz klar, nichts für Zwischendurch, da man selbst Stunden später noch über Dinge nachdenkt. Für mich ein bewegender Erzählungsband, an dem ich wohl die nächsten Erzählungen messen werde, wobei ich wohl auch Sina de Malafosse ein Kompliment aussprechen muss. Ich denke, sie hat es geschafft, die Geschichten gut zu übersetzen, wobei ich dem Französischen nicht mächtig bin, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das Original viel besser ist.