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Ideale und das Leben Ein wunderbares Buch! Ein Highlight! Antonio, der Spanier, Germain, der Franzose und Jürgen oder Jorge, der Deutsche treffen sich Mitte der 70er Jahre in Barcelona. Sie sind überzeugte Gegner des Franco-Regimes und planen eine Aktion, einen Anschlag. Mit dabei ist unter anderen Mitwirkenden auch Mireia, Antonios Freundin. Der Anschlag passiert und die Mitwirkenden treffen sich nachher, doch irgendetwas ist schief gegangen und die Gruppe löst sich auf, taucht unter. Antonio wird verhaftet. Noch lange wird er darüber nachsinnen, wie es zu seiner Verhaftung kam, wer daran die Schuld trägt. Viele Jahre später, 2017, begegnet Antonio Jürgen und der damalige Verdacht ist wieder da. Er kontaktiert Germain und dieser steht irgendwann vor Jürgens Haustür mit vielen Fragen im Gepäck. Geschickt betrachtet der Autor Hannes Köhler in seinem Buch "Götterfunken" die hehren Ziele der europäischen Linken von den 70ern bis ins Heute. Anhand der Biographien der drei anfänglich genannten Männer Antonio, Germain und Jürgen und auch anhand der Sichten ihrer Frauen Mireia (Antonio), Catherine (Germain) und Charlotte (Jürgen) erzählt Hannes Köhler gekonnt und mit einem großen Charme einerseits die westeuropäische Geschichte und hier besonders die Geschichte Spaniens und andererseits betrachtet er sehr menschlich die Veränderungen des Denkens der beteiligten Personen, die das Leben und die Veränderungen im Leben so mit sich bringen. Dabei ist der herausragende Aufbau des Buches zu erwähnen, der in verschiedenen Erzählsträngen die Sichten der Charaktere nach und nach in einem wohldosierten Rahmen offenlegt. Auch die nächste Generation kommt in den Blickwinkel, teilweise mehr, wie Jonas, Jürgens und Charlottes Sohn und teilweise nur in kleinen Offenbarungen, wie Montse, Antonios und Mireias Tochter und wie Maxine, Germains und Catherines Tochter. "Götterfunken" ist ein absolut spannendes und interessantes Buch! Schon mit "Ein mögliches Leben" ist mir Hannes Köhler mit seiner empathischen und intensiven Schreibe aufgefallen. "Götterfunken" erscheint mir allerdings noch durchdachter und deutlich durchgetakteter als "Ein mögliches Leben". Einerseits hat auch wieder die Politik als ein zentrales Thema Einzug gehalten, andererseits schafft es Hannes Köhler in seinem Buch "Götterfunken" aber einer größeren Gruppe von Menschen eine Bühne zu geben und diese Menschen glaubhaft mit ihren Stärken und Schwächen zu zeichnen. Dabei schafft er vielleicht nicht die Intensität von "Ein mögliches Leben", aber er erschafft ein glaubhaftes Gruppenbild im Laufe der Zeit, mit den Veränderungen, die eine vergehende Zeit und eine Entwicklung der Charaktere so mit sich bringt. Ein tolles Buch!