Yvonne Franke
Es ist ein bisschen verrückt (und gefällt mir also besonders gut) aber Wolfgang Schiffer übersetzt neben einigen isländischen Dichtern, deren Werke ebenfalls im ELIF Verlag erschienen sind, auch seine eigenen Gedichte. Zumindest die, die die Tage in Gerichte gliedern, die morgens, mittags und abends in der "Wirthschaft Küppers" angeboten werden. Diesmal übersetzt Schiffer aus dem hochsprachlichen Deutsch in den, wie er es nennt, Versuch einer muttersprachlichen Rekonstruktion, in der er seinem westfälischen Ursprung entgegenfühlt. Das ist interessant, weil es einen auf besondere Weise an den Ort des Geschehens versetzt. Denn man liest genauer und fängt fast an zu schmecken. Und so formieren sich eine soziale Schicht, ein Arbeitsleben und eine Sehnsucht nach Heimat und Struktur. Schiffer erzählt im Wechsel in Textsequenzen und streng gegliederten Versen, eine Kindheit und die Leben der Älteren. Er ringt um Erinnerungen, aber auch ums Vergessen und wünscht sich, dass wir ("wenn dies jemand liest bis hierher") die Geschichte weiterschreiben.