tintenwelten
Postbote Albert Entwistle ist 64 Jahre alt und steht kurz vor der Pensionierung. Die letzten Jahrzehnte hat er jeden Kontakt zu seinen Kollegen und Mitmenschen auf das nötigste beschränkt. Doch jetzt wird ihm klar, dass er künftig ganz schön einsam sein wird. Als dann auch noch seine Katze stirbt, beschließt er, dass sich schleunigst etwas ändern muss. So beginnt er sich Stück für Stück zu öffnen und auf andere zuzugehen. Zudem nimmt er all seinen Mut zusammen und macht sich auf die Suche nach seiner Jugendliebe George. Das Buch spielt in zwei Zeitebenen. Es beschreibt, wie Albert und George sich kennengelernt haben, ebenso wie die Probleme und Vorurteile mit denen Homosexuelle in den 1970er Jahren zu kämpfen hatten. Zwar war Homosexualität ab einem Alter von 21 Jahren mittlerweile legal, aber gesellschaftlich absolut nicht anerkannt. Dementsprechend haben die beiden sich immer heimlich treffen müssen und hatten ständig Angst entdeckt zu werden. In der Gegenwart gibt es neben Alberts Perspektive auch noch die Sicht der jungen alleinerziehenden Mutter Nicole, welche mit ihrer kleinen Tochter an der Armutsgrenze lebt. Sie macht eine Ausbildung zur Kosmetikerin und ihre Wohnung befindet sich auf Alberts Post-Runde. Sämtliche Charaktere sind sehr liebenswert, ihre Schicksale haben mich gefesselt und mitgerissen. Mir tat Albert unheimlich Leid, ich habe sowohl früher als auch heute mit ihm mitgefiebert und gelitten. Dabei geht es vor allem um Scham und Mut, Selbstverleugnung und -akzeptanz. Umso schöner war natürlich, was passiert ist als er den Entschluss gefasst hat, sich endlich zu zeigen wie er wirklich ist. Es ist nie zu spät sein Leben zu ändern, ein Abenteuer zu beginnen und um zweite Chancen zu kämpfen. Die Geschichte ist zart, einfühlsam, emotional, mal tragisch und ungerecht und dann wieder unheimlich herzerwärmend und berührend.