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Susanne Matiaschek

Posted on 29.4.2022

Es ist nicht mein erstes Buch der Autorin. Aber mein erstes von ihr im New Adult Bereich. Bereits in ihrer Fantasy Reihe hab ich sie unsagbar vergöttert. Weil ich ihren Sarkasmus und ihren Wortwitz mag. Im Auftakt der Belmont Bay Reihe betreten wir völlig neues Pflaster und ich kann mir wirklich vorstellen, dass dieses Buch sehr weh getan und viel Kraft erfordert hat. Denn hier behandelt sie eine sehr wichtige, aber auch sensible Thematik. Die Wunden aufreißt, aber erzählt werden muss. Sie tritt so häufig, zu häufig auf. Man redet nicht darüber, schweigt und schämt sich. Dabei gibt es nichts, wofür man sich schämen sollte. Puh, ihr merkt schon, die Thematik ist sehr heftig. Schmerzhaft, grauenvoll und bringt so viele Narben hervor. Ich verstehe, was die Autorin mir damit sagen möchte. Ich verstehe, dass es aufrütteln und sensibilisieren soll. Trotzdem wurde es meines Erachtens zu sanft und zaghaft behandelt. Ich hätte mir diesbezüglich noch eine intensivere Ausarbeitung gewünscht. Mehr Wut, mehr Konfrontation, mehr Angst und Verzweiflung. Denn ich habe es nicht intensiv genug gespürt. Das war mir persönlich zu wenig Dynamik. Dafür mochte ich Mia und Conner wahnsinnig gern. Einsam, sanft ,verloren inmitten von Belmont Bay. Beide Charaktere sind sehr leise und sanft. Was mit ihren zarten und verletzlichen Seelen sehr gut harmoniert. Beide tragen Narben auf der Seele, die sie geprägt und ein Stück weit verändert haben. Von beiden erfährt man die Perspektiven, was ich wahnsinnig gern möchte, weil man so tiefer in sie dringt. Erkennt wie sie leben und fühlen, wer sie eigentlich sind. Dabei trägt jeder seinen Kampf mit sich selbst aus. Doch die Frage ist, können Sie auf dieser Ebene überhaupt zueinander finden? Sind sie überhaupt bereit dazu, loszulassen und einen Neuanfang zu wagen? Auch die Nebencharaktere haben mir wirklich gut gefallen. Ganz besonders Megan. Sehr authentisch, ich hatte nur stellenweise etwas Probleme, sie wirklich zu greifen. Was ich wahnsinnig schade fand. Da hätte man für noch mehr Tiefgang und Leben sorgen können. Der Schreibstil ist sehr angenehm und überaus fesselnd. Die Atmosphäre fand ich sehr melancholisch und tragend, was überaus gut zur Geschichte passt. Ich mochte diese Story wirklich sehr, gerade weil die Autorin damit versucht, etwas im Menschen zu bewegen und das finde ich unglaublich wichtig. Was mich so ein bisschen zerreißt, ist ,dass auch andere Themen eingewoben werden, die meines Erachtens einfach zu viel sind. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich auf eins fokussiert hätte. Braucht es dann noch eine Liebesgeschichte? Nein, nicht unbedingt. Diese Liebesgeschichte ist sehr zaghaft und sanft. So hauchzart, dass ich die Dynamik kaum gespürt habe. Ich habe diese Verbindung nicht als das wahrgenommen, was sie sein sollte. Heilend und aufbauend. Stärkend und haltend. Für mich persönlich haben die Charaktere zu viel mit ihren eigenen Schatten zu kämpfen, um sich für etwas Neues öffnen zu können. Das muss nichts Schlechtes sein. Ganz im Gegenteil, es zeugt von viel Stärke und Mut. Ganz großartig dagegen fand ich Mias Leidenschaft für das, was sie liebt. Das hab ich ganz tief drinnen gespürt und es hat mich belebt und zum Lächeln gebracht. Insgesamt habe ich mir eine Feel Good Geschichte erhofft. Bekommen habe ich viel Tragik, Schmerz und eine Menge Schatten. Insgesamt ein solider Auftakt, der für mich noch einiges Luft nach oben hat. Mir wurden die Themen zu zaghaft ,zu oberflächlich behandelt. Da wäre noch einiges mehr drin gewesen. So ist es eine gute Geschichte für zwischendurch. Fazit: Mit dem Auftakt der Belmont Bay Reihe hat Justine Pust in meinen Augen etwas sehr zaghaftes und sanftes zir Papier gebracht, das noch so viel größer hätte werden können. Sie punktet mit einer überaus wichtigen und sensiblen Thematik, die für mich jedoch zu zaghaft angerührt wurde. Mich hat diese Story wahnsinnig gut unterhalten, sie hat mich gefesselt und mitgerissen. Ich hätte mir jedoch noch mehr Tiefgang, mehr Dynamik und Lebendigkeit gewünscht. Ich freu mich dennoch unglaublich auf Megans Story und hoffe, sie kann mich damit um einiges mehr überzeugen. Mias und Conners Geschichte ist gut für zwischendurch, mehr aber leider nicht. Was mir wohl am meisten wehtut.

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