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mabuerele

Posted on 28.4.2022

„...Wir sind aber hier auf Nördernee. Und hier verstehen wir nur das, was wir verstehenwollen. Schon klar, oder? Sonst: Sie wissen ja, dort geht es zur Tür wieder hinaus...“ Mit diesen Worten macht ein Taxifahrer seinem renitenten Fahrgast deutlich, wo es lang geht. Damit tauche ich als Leser gleich in die Atmosphäre der Insel ein. Wenig später ist Martin, der Inselpolizist, gefordert. Am Kap wurde ein Toter gefunden. Doch eigentlich hatte sich Martin auf die Insel versetzen lassen, um nicht mehr mit Gewaltverbrechen konfrontiert zu werden. Das aber klappt nicht. Martin selbst charakterisiert sich so: „...Er wusste es. Er zeigte sich immer dann, wenn es um Konfrontation ging, zu weich, zu labil, zu dünnhäutig. Zog den Kopf ein, statt nach vorne zu gehen...“ Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil ist ausgefeilt. Der hohe Spannungsbogen ergibt sich auch dadurch, dass die Handlungsorte Norderney und Bonn schnell wechseln. Während auf Norderney Gert und Martin alle Hände voll zu tun haben, erst einmal die Identität des Toten herauszufinden, bangt Ruth Keiser, die Psychologin in Bonn, um das Leben von Oskar. Hat seine Verletzung etwas mit dem Tod von Rebecca Kahn zu tun? Mir gefällt, wie es der Autorin gelingt, immer wieder aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen in ihren Krimis unterzubringen. Dieses Mal geht es einerseits um das Leben von Heinrich Heine auf Norderney, andererseits wird Ruth bei ihren Recherchen in Bonn mit Magersucht und ihren Folgen konfrontiert. Gewisse Seiten im Darknet und Sensationsjournalismus spielen dabei eine unrühmliche Rolle. Oskar stellt die richtigen Fragen: „...Was soll ich, was muss ich und was darf ich medial aufbereiten? Wo mache ich mich zum Helfer der falschen Seite?…“ Auf Norderney gehen die Ermittlungen nur schleppend voran. Ob der Trupp der Sondengänger etwas über den Toten weiß? Die aber bekommen bei den Befragungen die Zähne nicht auseinander.Auch was sie suchen, bleibt lange im Dunkeln. Währenddessen lerne ich durch Danielas Spaziergänge mit Marthe einiges über die Insel. Dort gibt es ein Heine – Denkmal, das eigentlich nie aufgestellt gehörte - wegen seines Erschaffers. Als Marthe versehentlich auf ein Geheimnis stößt, ist nicht nur ihr Leben in Gefahr. Plötzlich führen beide Handlungsstränge zum gleichen Ausgangspunkt. Der Fall neigt seinem Ende zu. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt die Ermittler als Menschen mit Stärken und Schwächen.

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