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julemaus94

Posted on 25.4.2022

Tiefgründiger als erwartet Das Äußere zeigt nicht immer, wie es innen drin aussieht. Das trifft sowohl auf Menschen als auch auf Bücher zu. Zugegeben, das Cover hat mich angezogen, habe ich doch auf eine locker-leichte Unterhaltungslektüre gehofft. Frau Paris hat dann aber doch ein wenig mehr abgeliefert. Dot arbeitet im Fundbüro, gehört anders als das ständig wechselnde Personal zum festen Stamm und geht in ihrem Job auf. Sachen sortieren, katalogisieren und mit ihren Besitzern zusammenbringen, das macht sie glücklich. Oder zumindest bietet es ihr Sicherheit und Halt in ihrer kleinen, gut organisierten und strukturierten Welt. Doch dann geschehen auf einmal mehrere Dinge gleichzeitig, die ihr kleines Kartenhaus zusammenstürzen lassen. Man muss ganz klar sagen, dass es in diesem Buch weniger um das Fundbüro als um die gute Seele desselben geht. Denn Dot steht ganz klar im Mittelpunkt der Erzählung. Auch wenn Fundsachen und die damit verbundenen Erinnerungen und Träume eine große Rolle spielen, so steht doch alles im Zusammenhang mit der innerlich gebrochenen Frau und ihrer unverarbeiteten Vergangenheit. Dot ist eine großartig gezeichnete Hauptfigur, ihr Denken und Fühlen wird auf eindringliche Art und Weise dargestellt und man fiebert förmlich mit ihr mit. Auch die Nebenfiguren haben mir gefallen, wenn auch nicht alle unbedingt sympathisch wirkten. Leider entstehen vor allem im Mittelteil gewisse Längen, dafür hat mich das überraschende Ende dann aber doch noch entschädigen können. Ja, in gewisser Weise ist es ein Wohlfühlroman, da es einen zuletzt mit einem wohligen Gefühl in der Brust verabschiedet. Bis dahin muss man aber einige emotionale Tiefen überwinden.

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