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daniliest

Posted on 22.4.2022

„Das verschlosssene Zimmer“ hat mich mit einem sehr hübschen und ansprechenden Cover sowie seinem Klappentext geblendet. Als ich das Buch gesehen hatte, wollte ich es unbedingt lesen und hatte größte Lust auf diese Geschichte. Bereits nach wenigen Seiten sank meine Vorfreude deutlich ab. Der Schreibstil war leider nicht so wirklich mein Fall. Die Geschichte beginnt so, dass bei der 16-jährigen Marie eine lange vergessene Erinnerung an ihre Mutter hochkommt, als diese ihr ein Märchen erzählte. Genauso kam mir der Erzählstil des Buches vor – wie bei einem Märchen. Die Charaktere sind entweder sehr gute Menschen oder abgrundtief schlecht. Der überwiegende Teil spielt 1939, aber mir kam es teilweise so vor, als befänden wir uns im Mittelalter, was die Ansichten und Beschreibungen der Umgebung angeht. Frauen sollten nicht studieren, schon gar nicht Medizin, sondern Ehefrau werden. Dominik Karski möchte seine 16-jährige Tochter lieber heute als morgen verheiraten. Sehr zu seinem Ärger fällt ihre Wahl auf den Juden Ben. Hinter dem Rücken des Vaters konvertiert Marie zum Judentum, verlobt sich und heiratet. Minderjährig! Das fand ich sehr eigenartig. Die Tatsache, dass eine Katholikin aus Liebe Jüdin wird, in einer Zeit, in der dies lebensgefährlich ist, wäre schon genug Stoff für einen Roman gewesen. Ich wäre hier gerne mehr in die Tiefe gegangen oder hätte mehr Anteil am Schicksal der Charaktere genommen. Es fiel mir allerdings wirklich schwer, mich in die Protagonisten einzudenken. Ben ist sehr blass beschrieben. Er ist ein Lehrer, der Marie 3 Jahre aus der Ferne beobachtet hat, nach der Eheschließung kommt er kaum noch vor. Marie wirkt einerseits kindlich, jeden Tag muss ihr Vater in der Pause nach Hause kommen und ihr Essen kochen. Gleichzeitig wird sie als extrem intelligent, fast als Wunderkind beschrieben. Sie erklärt sich selbst komplizierte Chemieformeln und löst Prüfungsaufgaben für Studenten im zweiten Jahr. Sie konvertiert in kürzester Zeit und plant alleine eine lange Zugreise. Sie weiß genau was sie will und hat teilweise eine sehr selbstbewusste und übergriffige Art, die sie mir nicht sonderlich sympathisch macht. Ihr ganzes Leben hat Marie scheinbar akzeptiert, dass ihre Mutter sie verlassen hat, als sie ein Kleinkind war. Plötzlich, packt sie die Neugier und sie bricht ins Schlafzimmer ihres Vaters ein, um nach Informationen zu suchen. Knapp 10 Minuten vor seiner geplanten Ankunft zu Hause. Wer macht denn sowas? Würde man so einen Aktion nicht dann starten, wenn man genau weiß, dass man eine gewisse Zeit ungestört ist? Der Titel und das Cover suggerieren, dass das verschlossene Zimmer eine besonders wichtige Rolle in dem Roman spielt. Dem ist allerdings überhaupt nicht so, denn der Raum kommt nach dem ersten Kapitel nie mehr vor. In Rückblicken erfahren wir außerdem die Geschichte von Maries Mutter Helena. Diesen Teil fand ich ich sowohl interessant als auch schockierend, da die junge Frau furchtbare Sachen durchmachen musste. Die Auflösung von dem Ganzen war dann krass und sonderbar und auch schwer zu glauben. Ein weiteres Mal fühlte ich mich an einen Mittelalterroman erinnerte, wo solche Sachen regelmäßig passieren. Das Ende selbst war mir zu abrupt und offen. Es fühlte sich weniger so an, als sei ich am Schluss der Geschichte angekommen, sondern eher so, als wenn das Papier ausgegangen wäre. Abschließend kann ich sagen, dass ich einige Kapitel benötigt habe, um mich besser an den Schreibstil zu gewöhnen. Bei der Handlung, die 1939 spielt, ist es mir nie gelungen, mir die Personen und Umgebungen vorzustellen. Auch konnte ich keine Zuneigung für die Protagonisten empfinden oder eine Verbindung aufbauen. Dies gelang mir bis zu einem gewissen Grad nur bei Helena im Handlungsstrang der Vergangenheit, bis auch hier die Geschichte ins unglaubwürdige abrutschte. Ich bin selber traurig über die überwiegend negative Bewertung, da der Roman so einen vielversprechenden Eindruck machte. Der Plot hatte einiges an Potenzial, nur die Umsetzung war leider nicht nach meinem Geschmack.

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