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Gabriele

Posted on 22.4.2022

„Durch diese hohle Gasse muss er kommen“, ist ein Zitat, das wohl die meisten Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ zuordnen können. Für mich war es bisher die einzige Stelle, die mir aus diesem Drama geläufig war. Nun bot sich diese moderne Neufassung über die Schweizer Sagenfigur regelrecht an, die Wissenslücke endlich zu schließen. Ich muss zugeben, dass es eine Weile dauerte, ehe mich der Sog dieses schillernden Kopfkinos mitriss. Die Erzählweise ist ungewöhnlich: Zwanzig verschiedene Protagonisten (das sind viel weniger Mitwirkende als bei Schiller) erzählen in kurzen Sequenzen abwechselnd aus ihrer Sicht, was sich zugetragen hat. Das führt uns Lesende ganz nah an das Geschehen heran, lässt uns mitfiebern und hoffen, dass der Freiheitskämpfer gegen die Obrigkeit siegt. In meinen Augen ein famoser Schachzug des Autors, der aus der Schweiz stammt und heute in Reykjavik lebt. Dies ist nach "Kalmann" das zweite Buch, das ich von dem 1981 geborenen Joachim B. Schmidt gelesen habe. Beide Bücher zeigen mir, dass er viel Potential mitbringt. Auch wenn er bisher (noch?) nicht zu meinen Lieblingsschriftstellern gehört, werde ich ihn weiterhin im Auge behalten.

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