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Posted on 21.4.2022

Instagrammable? Autorin Henn Kim hat wohl viele FollowerInnen auf ihren Social Media Kanälen, ist selbständige Illustratorin und arbeitete bereits für Nike, UNICEF und die Vogue. In Hongkong und Korea stellt sie ihre Werke aus. Das Cover ihres Buches hat mich eingefangen. Doch leider gilt immer noch, ein Buch nicht nach seinem Äußeren, das hier wirklich sehr hübsch gestaltet ist, zu beurteilen. Die Zeitschrift Harper‘s Bazar bezeichnet Kims Illustrationen als stimmungsvoll gezeichnete Gedichte. Eine Reise in die Seele, samt lyrischen Worten, die Emotionen auslösen wird auf der Rückseite versprochen. Es war für mich eine Reise in immer größeren Unglauben und noch größere Fassungslosigkeit. Nun ist Kunst sicher immer Geschmackssache und ich bin wohl auch nicht die Zielgruppe. So sind Kims Illustrationen einerseits sehr klar und kühl, weisen aber auch leicht verspielte, an Jugendstil erinnernde Ornamente auf. Beides zusammen ergibt eine Mischung, die selten so nett ausschaut wie auf dem Cover. Flach, kalt und plakativ wirken die Bilder zu den einzelnen Stimmungssätzen. Die Zielgruppe sind junge Frauen. Ihren Stimmungen gibt Kim Ausdruck, mit lapidaren Sätzen wie zum Beispiel: „stay back, mood repairing“. Dazu zeichnet sie ein knieendes Mädchen im kurzen Rock, dessen Kopf von einem Baustellenhütchen verdeckt wird. Interessant fand ich, dass sie alte, nicht mehr gebräuchliche Symbole wie Kassetten verwendet die in einer Bowl liegen und deren verhedderte Bänder mit Eßstäbchen aufgewickelt werden. Wir haben das noch mit Kugelschreibern repariert und auch heute noch überkommt mich beim Anblick verhedderter Kassetten das Grauen. Dazu titelt sie „soulfood“. Viel Lyrik enthält das nicht und leider fand ich im gesamten Buch keinen lyrischen oder poetischen Satz. Eher das Gegenteil. Es war teils wirklich gruselig. Das Bild zu „Never let me go“ (übersetzt mit: „lass mich nie los“ ) zeigt ein zwei verschränkte Hände die mit nem Hefter zusammengetackert werden. AUTSCH! Übersetzt hat das zweisprachig gehaltene Buch Julia Engelmann, die aus „Starry Night, Blurry Dreams“ „Sternenklare Nacht, wundersame Träume“ machte. Blurry gibt mir das Dictionary aber mit unscharf, verschwommen wieder, was auch sinniger wäre. Kurz, ich fand das Werk schrecklich und unnötig. Eine Art Sinnspruchsammlung auf Stimmungen umgemünzt. Aber ich bin weder auf Instagramm unterwegs noch im Alter der dargestellten Figuren, also was weiß ich schon. Bei der Frage ist das Kunst oder kann das weg, würde ich aber definitiv für weg plädieren.

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