Gabriele
Luca allein Zuhause Lucas Mama ist sehr traurig, weil sich der Papa in Luft aufgelöst hat und kein neuer Mann in Sicht ist. Nach einem schönen Abend mit ihrem neunjährigen Sohn wacht sie am Morgen nicht auf. Luca, dem die Lehrerin Intelligenz und viel Verantwortungsgefühl bescheinigt, macht sich allein für die Schule fertig. Doch als er zurück kommt, schläft die Mama immer noch. Schon bald ahnt Luca ihren Tod. Aus Angst vor dem Waisenhaus kann er nicht einmal mit seinem besten Freund darüber sprechen. Einzig sein kleiner Kater Blu steht ihm bei. „So, wie die Lage ist, könnten wir auch bei Mama schlafen, aber wenn sie wirklich tot ist, weiß ich nicht, ob ich nah bei ihr sein will. Wenn sie tot ist, ist sie schon ein Engel, und dann kommt sie, ohne dass ich die Schritte auf dem Parkett hören kann, ohne gegen die Möbel zu stoßen, ohne sich an den Kanten zu verletzten. Sie kommt in einem dünnen Nachthemd aus Stoff, und wie ein Schutzengel macht sie, dass ich schöne Träume habe.“ (Seite 45) Als LeserIn begleiten wir Luca durch seine Tage und nehmen Anteil an seinen Gedanken. Seine Erinnerungen an die Mama machen deutlich, dass sie depressiv war und nur noch schlafen wollte. Damit weder die Lehrerin, noch sonst jemand merkt, dass etwas nicht stimmt, achtet er auf seine Körperhygiene und saubere Kleidung. Seine Erinnerungen an die Mama machen deutlich, dass sie depressiv war und nur noch schlafen wollte. „Ich beschließe also, alles so zu machen wie mit Mama, nur ohne sie. Das muss doch gehen. Ich sage mir: Es ist einfach so, als wäre ich groß geworden.“ (Seite 143) Marina Mander wurde 1963 in Triest geboren. Sie lebt in Mailand, wo sie auch als Kommunikations-Coach arbeitet. Nach mehreren Erzählungen und Theaterstücken war „Meine erste Lüge“ 2011 ihr erster Roman. Mich hat diese Geschichte im tiefsten Inneren getroffen. Indem die Autorin den Jungen selbst erzählen lässt, bringt sie ihre LeserInnen ganz nah an ihn heran. Die irrsinnige Situation hat sich in mir breit gemacht, der zunehmende Gestank wurde richtig aufdringlich, so dass ich schließlich froh war, als es an Lucas Tür klingelte... Ich kann nur hoffen, dass das, was sich die Autorin hier ausgedacht hat, kein Kind durchleben muss. Wegen des eindringlichen Schreibstil vergebe ich gern fünf Sterne.