miss_pageturner
Ein weiteres grafisches Abenteuer in der Welt der griechischen Mythologie. Anstatt eines einzelnen konkreten Mythos widmet sich der neuste Band der Mythen der Antike Reihe einem einzelnen Gott, genauer gesagt dem Olympier Dionysos. Leser*innen der Reihe ist dieser u.a. schon aus dem Band rund um König Midas bekannt, doch nun soll der Gott des Weins und des Wahns allein im Fokus stehen. Optisch Neues wagen Was schon beim Aufschlagen der ersten Seite auffällt ist, dass nicht nur Dionysos als Gott unter den Olympiern hervorsticht, sondern auch seine Comicadaption in Vergleich zu den anderen. Denn mit Gianenrico Bonacorsi wird ein weiterer Künstler Mitglied der Mythen der Antike Familie und bringt seinen ganz eigenen Stil mit. Obwohl auch die anderen Bände der Reihe von unterschiedlichen Künstler*innen illustriert wurden, haben sie doch einen sehr ähnlichen Stil. Bonacorsi bricht aus diesem nun etwas aus. Seine Illustrationen sind weicher, die Outlines nicht ganz so kräftig und die Farbübergänge sanfter, was einen interessanten Kontrast zu den deutlich blutigeren und freizügigeren Darstellungen erschafft. Mir ha dieser Stilwechsel gut gefallen, wobei man trotzdem immer noch sagen kann, dass es sich nicht allzu weit von der restlichen Reihe entfernt. Chaotisch wie der Gott selbst Als ich diesen Band in den Neuerscheinungen entdeckte, freute ich mich schon sehr drauf. Rund um die einzelnen Götter gibt es viele kleinere Mythen und Erzählungen, die für einen eigenständigen Band zu kurz wären und ich freute mich darauf, nun hier eine Sammlung solcher Mythen rund um Dionysos vorzufinden und prinzipiell habe ich das auch bekommen, in der Umsetzung sehe ich jedoch Verbesserungsbedarf. Wie schon gerade gesagt haben wir hier im Grunde mehrere kurze Mythen zusammen, die zwar alle Dionysos als verbindendes Element beinhalten, aber eben doch eigenständige Erzählungen sind. In dieser Graphic Novel werden diese einzelnen Mythen nun aneinandergereiht,wie Perlen auf eine Schnur und wer sich in der Welt der griechischen Mythen auskennt, erkennt auch die Chronologie dahinter. Doch diese Reihe möchte sich ja explizit an ein großes Spektrum an Leser*innen wenden, speziell auch an jene, die dieses Vorwissen nicht haben. Und hier könnte es zu Verständnisproblemen kommen, die auch der Anhang nicht aus dem Weg räumen kann. Statt die Mythen kommentarlos aneinanderzureihen, wäre es a dieser Stelle in meinen Augen besser gewesen, einen Erzähler einzusetzen, der die Mythen deutlicher verbindet, Verknüpfungen aufzeigt oder wo nötig auch Geschichten voneinander trennt. Das hätte ein “Off-Erzähler” sein können oder aber ein anderer Gott. Zeus hätte sich hier z. B. angeboten, da der Band sowieso schon mit ihm beginnt und endet. Was ich ebenfalls schade fand war, dass Ariadne als Dionysos Frau völlig fehlt. Ich weiß nicht, ob die Begegnung und Hochzeit der Beiden in dem Theseus Band aufgegriffen wird, wenn nicht, finde ich es schon sehr schade, dass dieser Aspekt komplett ignoriert wurde. Auch andere kleinere Dionysos Mythen, wie etwas seine Begegnung mit den Piraten fehlen. Ich hätte mir gewünscht diese Teile des Dionysos Mythos ebenfalls hier vorzufinden, um so einen wirklichen mythologischen Überblick über den Weingott zu haben und nicht nur die Aspekte abzubilden, auf die der Autor später in seinem Anhang näher eingehen wollte. Fazit: Der neuste Band in der Mythen der Antike Reihe, rund um Weingott Dionysos bleibt zwar unterhaltsam, weist im Vergleich zu den anderen Bänden jedoch ein paar Schwächen auf. Gerade die chaotische Erzählweise dürfte den Lesegenuss ohne mythologisches Vorwissen erschweren. Fans der Reihe bez. der griechischen Mythologie werden bestimmt trotzdem gefallen an diesem Band finden, nur als Einstieg in diese Graphic Novel Reihe würde ich Dionysos nicht empfehlen.