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dajobama

Posted on 16.4.2022

Vom Gehen und Bleiben – Petra Hucke Ein malerisches Dorf in den Schweizer Alpen – Vishnanca und ein Berg, der Piz Brunclia, der den ganzen Ort unter sich zu begraben droht. Ria wohnt dort mit ihrer Familie. Sie hat ihren Hof auf Biobetrieb umgestellt und will ihre Heimat unter keinen Umständen verlassen. Und dann wäre da noch die Familie Blom, die gerade erst hierhergezogen ist. Aus der Großstadt in die Abgeschiedenheit der Berge. Ihnen hat bisher noch niemand gesagt, dass dieser Berg eine Gefahr für Leib und Leben darstellt. Die wunderbare Bergwelt, die Kargheit des Lebens und die eigenbrötlerischen Menschen in diesem abgelegenen Dorf. All das beschreibt die Autorin Petra Hucke ganz wunderbar. Es ist die Sicht der Anwohner auf ihren Berg und ihr Dorf, die sie dem Leser zeigt. Schon immer leben sie mit ihm im Nacken und nun plötzlich soll er eine Gefahr darstellen? Fremde Leute kommen und erstellen verschiedene Gutachten. Und bald schon stellt sich die Frage – Gehen oder Bleiben. Auch durch die Mitte der Gemeinschaft geht plötzlich ein tiefer Riss. Viele wollen die Heimat verlassen, woanders neu anfangen. Andere, wie Ria, halten fest an der Heimat. Verschiedene Figuren kommen zu Wort und erzählen Teile der Geschichte aus ihrer Perspektive. Die Handlung wird dadurch sehr vielschichtig und rund. Ausgerechnet die neu zugezogene Familie Blom spielt plötzlich eine größere Rolle. Es ist die besondere Atmosphäre und der schweizerische Lokalkolorit, der diesen Roman so besonders macht. Man hat Bilder der Landschaft, des Ortes, sowie der kauzigen Anwohner vor Augen. Gerade Ria ist dabei so etwas wie ein Urgestein. Sympathieträgerin ist sie allerdings eher keine. Zu schroff und vor allen Dingen zu stur ist sie meiner Meinung nach dazu. Ihre Beweggründe, derart bedingungslos an diesem dem Untergang geweihten Ort festzuhalten, haben sich mir bis zum Schluss nicht wirklich erschlossen. Aber genau das ist wohl das Problem mit dem Begriff „Heimat“. Jeder verbindet wohl etwas anderes damit. Man kann wohl kaum beeinflussen, woran sein Herz hängt und was einem wichtig ist. Wie ich finde, ein wirklich gelungener Roman rund um das Thema „Heimat“ vor der atemberaubenden Kulisse der Schweizer Bergwelt. 4 Sterne.

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