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mabuerele

Posted on 13.4.2022

„...Die Fazenda war ihr Zuhause! Wie konnte ihr Vater die Plantage nur verkaufen! Maria sog die schwüle Luft so tief in ihre Lungen, als könne sie damit die wilden Teufel in ihrem Inneren beruhigen...“ Maria ist sauer. Eines aber ahnt sie nicht. Ihr Vater ist schwer krank. Deshalb kann er die Plantage nicht länger behalten. Dann aber kommt alles ganz anders. Der Kaffeehändler Johann Behmer kauft nicht die Plantage, sondern er heiratet Maria und nimmt seine junge Frau mit nach Hamburg. Mit der Hochzeit wird er der Besitzer der Fazenda. Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte beginnt 1889 und endet im Jahre 1918. Der Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt außerdem für einen zügigen Lesefluss. Johann und sein Zwillingsbruder Alfons gehört das Handelshaus Brehmer & Söhne. Kurz nach Johanns Rückkehr aus Brasilien stirbt seine Mutter. Dass ihr Tod Jahre später zu einer Zerreißprobe zwischen den Söhnen werden wird, ahnt jetzt noch niemand. Ich als Leser allerdings kenne die Vorgeschichte aus dem Prolog. Gertrud, Alfons Frau, lässt Maria von Anfang an spüren, dass sie unerwünscht ist. Doch die junge Frau ist eine Kämpferin Einerseits wurde sie sehr selbstbewusst erzogen, andererseits hat sie auf der Fazenda des Vaters eine Menge über Kaffeeanbau und dessen Zubereitung gelernt. „...Der Anbau von Kaffee ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Guter Kaffee verlangt Respekt vor der Natur. Wussten Sie, dass ein junger Strauch seine ersten Früchte nach drei Jahren trägt, aber erst im fünften Jahr geerntet werden kann?...2 Sie hatte nie vor, nur Hausfrau und Mutter zu sein, Das aber passt nicht in Gertruds Weltbild, die sich über ihre Kinder definiert. Als Gertrud Frauen der besseren Gesellschaft ins Haus Brehmer einlädt, erklärt ihnen Maria, was bei Kaffee zu beachten ist. „...Und er darf niemals bitter werden. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Zucker und Sahne dem Geschmack zuträglich seien. Sie können einen ruinierten, falsch gerösteten übersäuerten Kaffee nicht retten. Sie sind nur Verzierungen, die eine schlechte Bohne verbergen sollen...“ Gertrud versucht außerdem, in der Ehe von Johann und Maria Unfrieden zu säen. Maria aber lotet ihre Möglichkeiten aus. Gekonnt werden die gesellschaftlichen Ereignisse in die Handlung geflochten. Dazu gehört die Choleraepedemie in Hamburg. Mit ihrem Einsatz für die Bewohner des Gängeviertels verschafft sich Maria Respekt und Anerkennung. An vielen Stelen fällt die bildhafte Sprache der Autorin auf. „...Liebe war ein flüchtig Ding, vergänglich wie die Schönheit des Kirschbaums dort hinter dem Haus, aus dem jetzt eine Windböe ein Meer aus Blüten löste...“ Es sind die verschiedenen Gespräche, die einen Einblick in die Zeitverhältnisse geben. Mancher hängt mit allen Fasern am Althergebrachten, andere zeigen sich für Marias Ideen aufgeschlossen. Der eine oder andere Satz klingt fast philosophisch. „...Bedenken Sie, dass aus jeder Option zwar Möglichkeiten entstehen, aber auch andere verwehrt werden. Was Sie heute beschließen, wird Ihren Weg auf Jahre bestimmen. Der Zug des Lebens geht immer nur voraus, nie zurück...“ Und dann kommt der Erste Weltkrieg. Danach ist nichts mehr, wie es war. Fehlentscheidungen rächen sich bitter, Lebensträume zerbrechen. Maria aber hat die Kraft für einen Neuanfang. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich möchte mit einem Zitat enden, das nichts von seienr Realität verloren hat. „...Kriege haben die Angewohnheit, ein gefährliches Eigenleben zu führen. Vor allem, wenn unbeugsame Selbstüberschätzung auf allen Seiten im Spiel ist...“

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