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biancaneve66

Posted on 12.4.2022

Fridas Weg – zu sich selbst Seit Frida als Kind ein Buch über Burma gelesen hat, hat sie Sehnsucht nach diesem Land. Bevor sich dieser Traum erfüllt, erzählt das Buch aber noch über Fridas Kindheit in Kärnten und ihre Studienzeit in Wien. Schon als kleines Mädchen ist sie begeistert von Büchern und ihre Liebe zu Wörtern hält sie seither in Notizbüchern fest. Das Cover ist so schlicht wie gleichzeitig auch auffällig: schwarze Lettern auf knallgelbem Hintergrund. Der Titel ist aussagekräftig, denn gewisse Situationen im Leben sind eben einfach von Zufällen geprägt. Auch die prägnanten Kapitelüberschriften sind durchaus gut gewählt und verweisen auf den darauffolgenden Inhalt. Die Kapitel, in angenehmer Länge verfasst, alternieren bis zur Hälfte des Buches zwischen den Beschreibungen der glücklichen Kindheit auf dem Land und der Zeit an der Universität in Wien. Der Schreibstil ist dabei jeweils auch etwas an Fridas Alter angepasst, ohne aber in den frühen Jahren „kindisch“ zu wirken. Danach merkt man, dass Frida „erwachsen“ genug ist, um die Erlebnisse des kleinen Mädchens hinter sich zu lassen und die weiteren Abschnitte erzählen abwechselnd vom Leben als Studentin in Wien und in Asien. Frida ist am Ende des Buches 23 Jahre alt, und man fragt sich, welche Erlebnisse bis zu diesem Alter ein umfangreiches Buch füllen könnten. Der Zauber dieses Romans liegt allerdings nicht so sehr am Erlebten, sondern in der Wortgewandtheit der jungen Autorin. Sie schafft es, selbst banale Geschehnisse in Wörter zu kleiden, die den Leser einfach nur in ihren Bann ziehen. Ihre wortreichen Beschreibungen verwandeln auf diese Weise selbst das Alltägliche in wunderbare Erlebnisse; egal, ob es ich dabei um die Streifzüge der Kinder im Wald oder auf den umliegenden Wiesen des Elternhauses handelt, oder um die Wege, die Frida in Wien mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt – alles wird für die Leser greifbar und interessant. Fridas Leben nimmt einen wirklich vollkommen ein. Die eingestreuten WhatsApp-Nachrichten zwischen der Studentin und ihren Wiener Ladies scheinen daher auch für den Leser manchmal wie eine kleine Erinnerung, dass es hinter der Geschichte durchaus auch noch eine reale Welt gibt. Der Roman lebt von den Beschreibungen der Umgebung, des Alltags und auch mit der Auseinandersetzung mit den anderen Charakteren der Geschichte. Auch Fridas Freund- und Liebschaften machen dieses Buch zu einem Entwicklungsroman, denn über ihre Stationen in Kärnten, Wien und Asien findet die Protagonistin auch ein Stück zu ihrer eigenen Identität. Ein wunderschöner Debütroman, der neugierig auf die weiteren Werke der jungen Autorin macht.

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