naraya
Die japanische Kunst ist eng mit der Natur verbunden. Beginnend aus einer buddhistischen Betrachtungsweise im Mittelalter entwickelten sich prachtvolle Szenen, die verschiedenste Tier-, Baum- und Blumenarten zeigten. Ursprünglich nur für den Adel bestimmt, entstanden daraus am Ende des 18. Jahrhunderts die so genannten „Ukiyo-e“, was grob mit „Bilder einer fließenden Welt“ übersetzt werden kann. Dabei handelt es sich um ein Genre japanischer Malerei und Druckkunst, welches das Lebensgefühl des Bürgertums in den großen Städten der Edo-Zeit widerspiegelt. Eine wunderbare Sammlung solcher Bilder hat die Französin Anne Sefrioui nun im Prestel Verlag herausgegeben. Kernstück von „Eisvogel und Lotusblüte. Vögel in Meisterwerken der japanischen Holzschnittkunst“ ist ein mit roter Seide bezogenes Leporello, welches 60 Farbtafeln mit wunderschönen Vogelmotiven umfasst. Diese nehmen mal eine einzelne, mal eine Doppelseite ein und zeigen die unterschiedlichsten Vogelarten und Jahreszeiten. Darüber hinaus verfügt die Ausgabe über ein 48-seitiges Booklet, welches in die Geschichte des japanischen Holzschnittes einführt und alle Gemälde mit Titel, Künstlernamen und dem aktuellen Standort auflistet. Beides wird gemeinsam in einem stabilen Schuber verstaut. Die Motive sind klassisch – als Pflanzenarten tauchen Pfingstrosen, Chrysanthemen, Lotus, blaue Schwertlilien, Kamelien und immer wieder die Kirschblüte auf, in Japan „sakura“ genannt. Unter den Vogelarten stechen vor allem die zahlreichen Wasser- und Singvögel sowie der majestätische Mandschurenkranich („tsuru“) heraus. Unter den Werken dürfen natürlich bekannte Künstler wie Hiroshige und Hokusai nicht fehlen, aber auch weniger bekannte Namen werden präsentiert. Der sehr interessante einführende Text im Booklet weist außerdem darauf hin, dass der japanische Holzschnitt im Prinzip eine Kooperation von insgesamt vier Personen war: der Zeichner, an dessen Namen man sich am ehesten erinnerte, der Holzschneider, der das Motiv auf Holz übertrug, der Drucker, der für die Platten und das Papier verantwortlich war sowie der Verleger, der als Organisator und Herausgeber fungierte. Beeindruckend!