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joberlin

Posted on 11.4.2022

Charlotte Roths Romane zeichnen sich durch exzellente Recherche und sehr guten Schreibstil aus, so auch in ihrem neuen Buch über den Ufa-Star Renate Müller. Dieser Roman ist sehr ehrgeizig angelegt - viel will Charlotte Roth, vielleicht zu viel diesmal. So erscheint mir insbesondere der erste Erzählstrang, in dem es um Kindheit und Jugend der Schauspielerin geht, wesentlich zu elaboriert und gerade dadurch auch nicht kitschfrei. Als Renate dann nach Berlin geht und erste Schauspielerfahrungen sammelt, nimmt der Roman jedoch Fahrt auf und wird deutlich interessanter. Das Leben in der Zwischenkriegszeit mit den drückenden Versailler Auflagen und dem Aufkommen des Nationalsozialismus wird immer mal wieder zur Sprache gebracht und trägt zur Romanatmosphäre bei. Renate entspricht dem Ideal des jungen deutschen Mädels dieser Zeit, gradlinig, gesund, gut. Damit steht sie im Gegensatz zu ihrer Freundin, der Schauspielerin Sybille Schmitz – sie ist ein dunkler, geheimnisvoller Femme-Fatale-Typ. Dieser Freundschaft der Gegensätze widmet sich Charlotte Roth tiefergehend und das gefällt mir so, so gut. Überhaupt zählt der Erzählstrang um Filme, Ufa und Kollegen für mich zum Allerbesten. Und das ist auch der große Verdienst des Romans: Erinnern und Nichtvergessen! Glitzer- und Traumwelten der 20er und frühen 30er Jahre, die Ufa und ihre Stars – Charlotte Roth gelingt dieses wichtige Anliegen wieder ganz meisterhaft.

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