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Babscha

Posted on 10.4.2022

„Voraussetzung für mehr Verständnis, Toleranz und Frieden zwischen den Geschlechtern ist, dass wir Männer Verantwortung übernehmen und uns mehr mit unserem Schmerz beschäftigen: mit dem, den wir verursachen und dem, den wir erleiden. So müssen wir nicht in gegenseitigen Anschuldigungen hängen bleiben, sondern können uns mit mehr Bewusstsein um unsere Verletzungen kümmern, uns solidarisieren und gegenseitig stärken, uns selbst ermächtigen und auf eine neue Art mit Frauen Frieden schließen (S. 16)“ Die Botschaft des Buches und damit das Anliegen des Autors, eines langjährig in der Männerberatung tätigen Soziologen, auf den Punkt gebracht. Doch was ist das eigentlich, Männerschmerz, wo und wie wird er ausgelöst und wie sollte Mann mit ihm umgehen? Dies legt Schneebauer hier in diversen logisch aufeinander aufbauenden Kapiteln mehr oder weniger behutsam und mit vielen weiteren erhellenden Begleitinformationen und Denkansätzen dar. Denn Mann sein an sich ist zunächst mal schwierig und kompliziert. Da ist zum einen das auferlegte Rollenbild mit all seinen guten wie weniger guten Stereotypen und Eigenschaften, die einen Jungen in Familie und Gesellschaft von klein auf prägen, zurechtschleifen und denen er dann später wie selbstverständlich zu entsprechen hat. Hieraus entwickelt sich dann der „erlittene“ Schmerz, den Mann (zumeist schweigend, unglücklich und mit sich selbst ausmachend) aushalten muss und der dann oftmals in Selbstverleugnung, übertriebenen Einsatz im Job etc. kanalisiert. Dazu kommen natürlich auch noch die ganzen individuellen Lebenserfahrungen, die jeder so macht und mit sich herumträgt. Und dies alles führt dann wiederum zwar nicht notwendigerweise, aber leider doch häufig zu den „verursachten“ Schmerzen vielfältigster Art, die Männer aufgrund ihrer (fehlerhaft) geformten Persönlichkeit anderen Menschen wie Ehefrauen/Partnern, Kindern, Untergebenen usw. zufügen. Kernthese und Anliegen des Autors ist es, diesen seit ewigen Zeiten bestehenden Teufelskreis und Automatismus zu durchbrechen, indem er mit Verweis auf deutliche Erfolge in seiner praktischen Tätigkeit als Männerberater vehement dafür plädiert, dass Männer den für sie zwar sehr schwierigen, aber letztlich machbaren und erfolgversprechenden Weg gehen sollten, sich hier zu öffnen, insbesondere mit anderen Männern zu solidarisieren, auszutauschen und zu versuchen, bei einer möglichst gleichgeschlechtlichen Person die nötige Zuwendung und echtes Verständnis für ihre Probleme zu finden, um über diese Aufarbeitung ihren inneren Schmerz zu besiegen, neue Kraft zu schöpfen und damit letztlich auch ihre Beziehungen/Partnerschaften positiv zu beeinflussen. So weit, so gut. Mal dahingestellt, inwieweit sich diese Denkansätze des Autors insbesondere bei der Spezies Mann in der Breite letztlich wirklich umsetzen lassen, als Idee sind sie absolut begrüßenswert und sein Plädoyer ist aus verschiedensten Blickwinkeln unbedingt zu unterstützen. Die Sprache des Buches und die Aufarbeitung der Thematik ist in der ersten Hälfte des Werkes streckenweise etwas zähflüssig und theoretisierend, danach nimmt das Ganze jedoch deutlich an Fahrt auf und wird sodann immer interessanter und lebensnaher.

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