nina 🌸
Netter Wohlfühlroman mit "Grey's Anatomy"-Flair. Zur Geschichte: Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich Ärzt:innenserien liebe und Thematik und Setting einfach nur ein absoluter Traum sind. Ich dachte, es wäre perfekt für "Grey's Anatomy"-Fans, aber mittlerweile bin ich mir da leider nicht mehr so sicher, denn dieses Buch kann definitiv nicht mit der grandiosen Serie mithalten. Natürlich sollte man das auch gar nicht erwarten und ich wollte es auch gar nicht so stark miteinander vergleichen, aber das geschah ganz automatisch, zumal es hier sehr viele Parallelen gibt. Auch wenn es oftmals nur Kleinigkeiten sind, wirkte dieses Buch auf mich dadurch manchmal wie ein billiger Abklatsch der Serie. Ich wollte es so gerne lieben, aber leider hat es mich ein bisschen enttäuscht. In diesem Buch werden unheimlich viele verschiedene (sensible) Themen angesprochen, die dann leider oftmals auch schnell wieder verworfen und nicht weiter ausgeführt werden. Ich hätte mir weniger Inhalte und dafür mehr Tiefe gewünscht. Vieles war so dahin gesagt, einfach nur damit es überhaupt einmal gesagt wurde - Zumindest schien es mir so. Ava Reed vermittelt hier ohne jede Frage wichtige und wertvolle Botschaften, aber hätten man diese wirklich alle in ein einziges Buch packen sollen? Es wirkte auf mich dadurch im Gesamten ziemlich gewollt und aufgesetzt, nicht so natürlich und authentisch wie es eben beispielsweise bei "Grey's Anatomy" der Fall ist. Man hätte die Themen und Botschaften besser in die Handlung einbinden müssen, aber dafür waren es schlicht und einfach zu viele wichtige Baustellen. Die Geschichte plätschert so dahin, hat durch ihre medizinischen Fälle dabei immer mal wieder kleinere spannende und dramatische Höhepunkte, ist ansonsten aber eher gemächlich und zum Wohlfühlen anstatt einnehmend und mitreißend. Zudem gibt es einige unnötige Handlungsstränge, welche die Geschichte eher aufhielten als sie zu bereichern und in einem bestimmten Fall sogar nur unangenehme und cringe Szenen zur Folge hatten, wohingegen gute Vorlagen gar nicht genutzt wurden und da in den Folgebänden andere Protagonist:innen im Fokus stehen, wird das höchstwahrscheinlich auch nicht mehr passieren. Dementsprechend stellt sich mir die Frage, wieso sie überhaupt eingebaut wurden. Die Liebesgeschichte kommt ebenfalls nur langsam voran, wodurch ich öfter das Gefühl hatte, dass nicht wirklich etwas passiert. Manchmal las sich dieses Buch fast schon wie eine Zusammenfassung anstatt einer greifbaren Geschichte mit realen und lebendigen Charakteren. Mir fehlte es an Details, Gefühl und Authentizität. Das Buch fühlte sich beim Lesen für mich nicht echt und wahrhaftig an. Die Liebesgeschichte erschien mir insgesamt leider auch recht blass und oberflächlich. Sie hat mich weder abgeholt noch berührt, denn bis auf vereinzelte Knutschereien im Krankenhaus und der immer gleichen Diskussion um das immer gleiche Problem ist zwischen Laura und Nash eigentlich auch nichts passiert. Ich konnte das angebliche Knistern zwischen ihnen nicht greifen, ihre Liebe füreinander nicht fühlen. Ich hätte mir mehr Intensität, Tiefe, Romantik und vor allem stärkere Emotionen gewünscht. Plötzlich waren zwischen den beiden offensichtlich romantische Gefühle vorhanden, aber ich konnte nicht verstehen oder gar nachempfinden, wann, wie und warum es dazu gekommen ist und jetzt habe ich das Gefühl, dass ihre Liebesgeschichte schon wieder vorbei ist, bevor sie überhaupt auch nur angefangen hat. Ich hätte so gerne mehr mit den beiden mitgefühlt und mitgefiebert, aber ich konnte es nicht. Gegen Ende passiert dann alles Schlag auf Schlag, sodass einem kaum Zeit zum Luft-Holen bleibt. Es gibt gleich zwei große dramatische Höhepunkte, die noch dazu ziemlich kurz und schnell abgehandelt werden und das war für meinen Geschmack einfach zu viel. Einer der beiden Plots hätte definitiv ausgereicht. Ich will die finalen Entwicklungen gar nicht schlecht reden, denn sie haben mich definitiv gefesselt, ergriffen und mitgerissen. Ich habe bis zur letzten Seite mitgefiebert, aber ich komme nicht umhin anzusprechen, dass das für mich einfach zu spät kam. Ein Buch sollte einen nicht erst auf den letzten Metern in seinen Bann ziehen, sondern schon weit davor. Das Buch endet schließlich mit einem fiesen Cliffhanger und drängt einen damit quasi dazu, die Folgebände auch noch zu lesen. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Laura's und Nash's Sicht in der ersten Person Singular erzählt, wobei die Kapitel aus ihrer Perspektive ganz klar dominieren. Es fiel mir schwer, einen Zugang zu den beiden Protagonist:innen zu finden und mich in sie hineinzuversetzen. Sie erschienen mir nich nur blass und steif, sondern auch zu glatt und zu perfekt. Wo waren ihren Ecken und Kanten? Was bewegt sie? Und was macht sie wirklich aus? Trotz Innensicht bestand immer eine gewisse Distanz zwischen mir und den Charakteren, die ich leider nie vollends überbrücken konnte. Ich hätte sie gerne besser kennengelernt und mehr mit ihnen mitgefühlt. Gerade über Nash erfährt man hier so gut wie nichts und das ist einfach nur schade. Weiterhin fehlten mir die besonderen Charakterbeziehungen und Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren. Sie schienen sich untereinander ebenso fremd und fern zu sein wie mir. Ich hätte mir eine familienähnliche Dynamik gewünscht wie wir sie bei "Grey's Anatomy" erleben und hoffe sehr, dass das im zweiten Band noch kommen wird und man dort mehr über die einzelnen Charaktere erfährt. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich locker-leicht und flüssig herunterlesen. Ich mag Ava Reed's Schreibstil wirklich sehr gerne, wobei ich mir hier mehr Leben und Gefühl gewünscht hätte - Ich weiß genau, dass Ava Reed das kann! Allerdings denke ich auch, dass es größtenteils meinem distanzierten Verhältnis zu den Charakteren zuzuschreiben ist, dass mich ihre Geschichte nicht so recht packen und bewegen konnte. Dieses Buch war für mich einfach kein brillanter Pageturner, der mich hundertprozentig catchen konnte wie es andere Werke der Autorin getan haben... Die medizinischen Elemente wurden dafür sehr schön und anschaulich beschrieben, was mir wirklich gut gefallen hat. Das Glossar zum Schluss ist für Einsteiger:innen in die Thematik sicherlich ebenfalls sehr hilfreich. Eingefleischte "Grey's Anatomy"-Fans kennen das natürlich alles schon. 🙃 Weitere Anmerkungen: Das Cover ist so unglaublich schön, dass mir immer noch die Worte dafür fehlen - Ich liebe es und freue mich schon sehr darauf, bald alle bezaubernden Bände in meinem Regal stehen zu haben. Fazit: Ich glaube, diese Rezension klingt jetzt viel negativer als sie sollte. Ich habe das Buch gerne gelesen, ich mochte das Krankenhaus-Setting inklusive aller damit verbundenen Themen und habe mich in der Geschichte wohlgefühlt. Sie hat mir nur leider einfach nicht so sehr in ihren Bann gezogen, erschüttert, berührt und mitgerissen wie ich es mir erhofft hatte. Ich erkenne einige Schwachstellen und Entwicklungspotenziale, wobei mein Hauptproblem sicherlich meine auf einer viel zu großen Liebe für "Grey's Anatomy" begründeten Erwartungen waren, die hier leider nicht erfüllt werden konnten. Macht euch also gerne ein eigenes (unvoreingenommenes) Bild von dem Buch. ✨ 3,5/ 5 Sterne ⭐️