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kingofmusic

Posted on 8.4.2022

Einmal Vater, immer Vater Geht es nur mir gedanklich so oder wird die Literatur immer „schwerer“? Schwer im Sinne von „aufs Gemüt schlagen“ oder auch thematisch? Okay, keiner zwingt einen, Bücher vom Schlage „Was es braucht in der Nacht“ von Laurent Petitmangin zu lesen, aber wenn es von der Kritik Lobeshymnen hagelt – nun, dann kann (und sollte) man skeptisch bleiben oder sich einfach blind in die Reihe der Lesenden eingliedern und sich eine eigene Meinung bilden. In diesem Fall, soviel vorab, hat der DTV-Verlag, der das Debüt des Franzosen hier in Deutschland veröffentlicht hat (Übersetzung: Holger Fock und Sabine Müller), den richtigen Riecher gehabt und sich einen (zukünftigen) Goldesel an Land gezogen. Laurent Petitmangin lässt seinen Ich-Erzähler, einen alleinerziehenden Vater zweier Söhne, Monteur bei der Bahn und Sozialist, eine zutiefst bewegende, nachhallende Geschichte erzählen, die sich um die (wie ich bestätigen kann) besondere Magie einer Vater-/Sohn-Beziehung, der Radikalisierung des Sohnes, den (widersprüchlichen) Gefühlen den eigenen Sohn betreffend und der Frage, ob und wenn ja wie viel man richtig oder falsch gemacht hat, dreht. Dabei regiert in diesem Roman die (typisch männliche?) Verknappung der Gefühlsbekundungen. Die geneigte Leserschaft sollte also auf die Zeilen „zwischen den Zeilen“ achten und den Stolz, die Liebe, die Verzweiflung dort herauslesen :-). Keine Ahnung, warum es uns Männern (dem Großteil) nach wie vor so schwerfällt, offen und ehrlich über unsere Gefühle zu sprechen. Haben wir Angst, uns zu blamieren? Egal, ich bilde mir hier kein Urteil, das evtl. auf mich selbst zurückfallen könnte *g*. Entsprechend braucht der Roman auch nicht viele Seiten; knapp 160, die aber mehr Aussagekraft haben, als mancher 1000 Seiten-Wälzer. Das durchaus offen angelegte Ende verlangt den Leserinnen und Lesern noch einmal alles ab und beschließt einen Roman, der zu den definitiven Highlights in diesem Jahr gehören wird. 5* und eine glasklare Leseempfehlung. ©kingofmusic

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